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Dreizehenmöwen sind sowohl im Nordatlantik als auch -pazifik weit verbreitet.

Foto: REUTERS/Bob Strong

Wien - Dass Vögel bei der Kopulation auch Mikroorganismen austauschen, ist kein Forschungsergebnis, das für sich genommen jemanden überraschen wird. Doch lohnt sich ein genauerer Blick auf den Ablauf der wechseitigen Infektion, wenn Männchen und Weibchen ihre Kloaken aneinander drücken. - Nicht zuletzt deshalb, weil Vögel Krankheiten verbreiten, die auch dem Menschen gefährlich werden können. Ein internationales Team um Verhaltensforscher Richard H. Wagner vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist diesen Mechanismen nachgegangen.

Die Forscher haben den sexuellen Transfer von Mikroorganismen bei freilebenden Populationen der Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) in Alaska untersucht, die während der Paarungszeit monogam leben. Dazu verpassten die Forscher den Vogelmännchen eine Art Kondom, das die Weibchen nicht nur vor Sperma, sondern auch vor der individuellen Mikroorganismenflora der Geschlechtspartner schützte, die Pärchen aber im Kopulationsverhalten nicht beeinträchtigte. Zusätzlich charakterisierten die Forscher die Mikroflora in der Kloake der weiblichen und männlichen Tiere mittels genetischer Tests.

Vorher - Nachher

Während der Paarungszeit stimmt bei ungeschützten Kopulationen die mikrobielle Flora der Geschlechtspartner weitgehend überein. Bei "safer sex" entwickeln sich die mikrobiellen Verhältnisse in den Kloaken des Paares allerdings auseinander, ergaben die Auswertungen: Vor allem bei den Weibchen nimmt die Diversität der Mikroorganismen deutlich ab. "Es scheint, als wäre das 'Ökosystem' der weiblichen Kloake relativ robust gegenüber Einflüssen durch das Männchen. Nach der letzten Begattung dauert es nur zwei bis drei Wochen, bis man von der Mikoflora des Männchens in der weiblichen Kloake kaum mehr etwas merkt", erklärte Wagner.

Langzeitversuche sollen nun klären, welche Konsequenzen der Transfer von Mikroorganismen etwa auf die Immunität von Vogelweibchen hat. Letztendlich sollen auch Fragen der Ausbreitung jener Krankheiten geklärt werden, die mit Vögeln als sogenannten "Ausbreitungsvektoren" in enger Verbindung stehen. Neben der Vogelgrippe können Vögel etwa auch das West-Nil-Virus verbreiten. Die Arbeit wurde in der aktuellen Nummer der Zeitschrift "Ecology Letters" publiziert. (APA/red)