Der erste SWARM-Satellit ist fertig - im Orbit wird er später mit seinen beiden "Drillingsbrüdern" zusammenarbeiten:

Foto: ESA/AOES Medialab
Foto: ESA/AOES Medialab

Friedrichshafen - Hoch über der Erde und tief darunter - eine neue ESA-Mission soll ab Juni 2012 das irdische Magnetfeld vom Kern bis zu seinen Ausläufern untersuchen. Hauptmessgeräte des "Living Planet"-Programms unter der Koordination des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) werden drei Satelliten sein, die die Bezeichnung SWARM tragen. "Wir erhoffen uns Auskunft über Stromsysteme in der Ionosphäre, über das Magnetfeld der Lithosphäre, die Elektronendichte im erdnahen All und über das Magnetfeld an der Grenze zwischen Erdkern und -mantel", erläutert SWARM-Projektkoordinator Hermann Lühr. Der erste der drei Satelliten wurde nun beim Raumfahrtunternehmen Astrium in Friedrichshafen fertiggestellt und soll auf seine Weltraumfähigkeit getestet werden.

Frühere Messungen haben gezeigt, dass das Erdmagnetfeld - und mit ihm unser lebenswichtiger Schutzschild gegen das aus dem Weltraum kommende ständige Bombardement hochenergetischer Partikel - seit einigen Jahrzehnten schwächer wird. So zeigten beispielsweise Präzisionsmessungen des 2000 ins All gebrachten CHAMP-Satelliten, dass die Feldstärke in bestimmten Gebieten Südamerikas und über dem Südatlantik rasch abnimmt. Die beobachtete Abnahme ist mit bis zu 12 Prozent in 30 Jahren am stärksten über dem Südatlantik ausgeprägt - gerade dort, wo sich die Schwächezone des Magnetfeldes befindet. Bereits jetzt erleiden Raumfahrzeuge in dieser Region die meisten Störungen und die Besatzung der internationalen Raumstation ISS erhält hier die höchste Strahlendosis auf ihrem Umflug. Umso wichtiger ist die exakte Überwachung der künftigen Entwicklung des Erdmagnetfelds.

Exaktes Wissen mit vielen Anwendungsmöglichkeiten

Das durch die Satellitenmessungen erstellte magnetische Bild der Erdkruste einschließlich des Ozeanbodens wird zu einem besseren Verständnis der geologischen Formationen führen - und kann sogar zum Auffinden von Mineralien und Erzlagerstätten dienen. Neben dem Magnetfeld erkunden die Satelliten aber auch die obere Atmosphäre, wo Schwankungen in der Elektronendichte Funkwellen streuen und Signale der GPS-Navigation stören können.

Auch ozeanische Strömungen sollen beobachtet werden können, denn die Bewegung des elektrisch leitenden Salzwassers erzeugt ein schwaches Magnetfeld. Mit CHAMP war es am GFZ erstmals gelungen, magnetische Signale der Meeresgezeiten aufzunehmen und als solche zu identifizieren. Die SWARM-Mission mit ihren weiterentwickelten Instrumenten und ihrer speziellen Satelliten-Konstellation soll es ermöglichen, die Muster der globalen ozeanischen Zirkulation genauer zu erkennen - was wiederum für die Klimaforschung relevante Daten liefern kann. (red)