Volles Haus im Audimax. Das neue Studienjahr beginnt offenbar so wie das vergangene.

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Wie sich die Bilder gleichen: Der Audimax im Oktober des Vorjahres.

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Wien - Nach dem Sternmarsch von tausenden Studenten und Lehrenden der Wiener Uni hat sich am Dienstagabend eine Gruppe von Studenten im Audimax im Hauptgebäude der Universität Wien versammelt, um die #unibrennt-Bewegung zu reanimieren - ob daraus wieder eine länger andauernde Besetzung wird, war am Abend noch unklar. Zu derStandard.at sagte einer der Studierenden, die am frühen Abend das Audimax besetzt haben: "Wir wissen noch nicht wie das hier endet, aber es ist klar dass wir nicht einfach so abziehen werden, das wäre kontraproduktiv".

In einem Statement aus dem bereits eingerichteten Pressebüro der BesetzerInnen hieß es, man wolle auf die Forderungen der Besetzungen des letzten Jahres anschließen: "Weder die Forderung der Ausfinanzierung noch nach Demokratisierung der Universitäten wurde erfüllt. Die Hochschuldialogbereitschaft ist vorbei." Die Studieren wollen sich mit "dicken Decken und Thermoskannen" heute um 8:30 Uhr auf der Unirampe zu weiteren Aktionen treffen: "Die Unis wurden ausgebrannt und die Uni brennt wieder."

Uni Wien will erstattete Anzeige

Die Universität Wien zeigte sich in einer ersten Reaktion, die auf der Homepage veröffentlicht wurde, wenig begeistert von der Besetzung: "In den Abendstunden haben sich Personen widerrechtlich Zugang zum versperrten Audimax verschafft", heißt es. Eine entsprechende Anzeige sei bei den Sicherheitsbehörden bereits eingebracht worden. "Aktionen wie diese" würden den gemeinsam formulierten Zielen und den bevorstehenden Verhandlungen schaden. "Störungen, die den Lehrveranstaltungsbetrieb gefährden, schaden den Interessen der Studierenden. Es wird nicht möglich sein, Ersatzräume für Lehrveranstaltungen zu finanzieren."

"Alternative Vollversammlungen"

Am Dienstagabend hatten mehrere hundert Studenten "alternative Vollversammlungen" an der Uni Wien abgehalten. Zunächst wurde im Hörsaal 7 darüber debattiert, ob daraus eine Besetzung werden soll bzw. welcher Hörsaal sich eignen würde. Schließlich strömten immer mehr Studenten in Richtung Audimax. Es gab auch einen Livestream aus dem besetzten Hörsaal.

Zunächst war unklar, ob dort lediglich eine Party und Diskussionen stattfinden sollten oder ob es zu einer Besetzung kommen werde. Um 21.00 Uhr wurden aus Sicherheitsgründen alle Eingänge zum Hauptgebäude von Sicherheitskräften der Universität gesperrt. Vorerst wollten die "Audimaxisten" im mit einem "Welcome back"-Schriftzug verzierten Plenum beraten, wie weiter vorgegangen werden sollte.

Aufgebrochene Türen?

APA-Informationen nach hieß es zunächst, die Tür des Audimax wurde aufgebrochen, auf Facebook- und Twitter-Accounts der "unibrennt-Bewegung" wird diese Darstellung aber zurückgewiesen: "Es wurde nichts aufgebrochen", heißt es dort.

Die HochschülerInnenschaft (ÖH) und ein Sprecher der ehemaligen Hörsaalbesetzer von "#unibrennt" haben betont, dass die Türe des Audimax nicht aufgebrochen wurde. "Einer unbekannte Person, wahrscheinlich ein Mitarbeiter der Uni Wien, hat die mittlere Türe des Audimax aufgeschlossen", so die ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer (Grüne und Alternative StudentInnen, GRAS). Erst danach sei eine Türe zur Galerie von Protestierenden "ausgehängt" worden.

In Graz wird abgewartet

Seitens der Studierenden der Uni Graz waren keine neuerlichen Hörsaalbesetzungen geplant. Der ÖH-Vorsitzende Cengiz Kulac kündigte Dienstagnacht an, es werde am Mittwoch um 18.00 Uhr ein Plenum geben, für das man noch einen Hörsaal suche. Ob es zu Besetzungen an der Uni Graz kommt, könnte dort Thema werden: "Ich kann auch mit Besetzungen leben", so Kulac im Gespräch mit dem Standard, "aber man muss sich fragen, ob dieser Weg bei uns momentan der richtige ist. Wir haben in Graz das Rektorat voll auf unserer Seite, allein bei der Demo sind drei Vizerektoren vorne mitgegangen". Da gebe es an der Uni Wien ein anderes Klima zwischen Rektorat und Studierenden.

Im Herbst 2009 sprach man in Graz statt von Besetzung von der so genannten "Befreiung" des Hörsaal A (der in Kürze in Willi-Gaisch-Hörsaal nach dem im Dezember verstorbenen Widerstandskämpfer umbenannt wird). Doch diese sei in einer anderen Situation passiert, bermerkt Kulac: "Es ist auch darum gegangenen, dass wir einen Ort für öffentliche Protestveranstaltungen gebraucht haben, den könnten wir jetzt in Absprache mit dem Rektorat wahrscheinlich auch so haben." Abgesehen davon überlegt Kulac, ob eine Besetzung derzeit nicht sogar "ein zu braver Weg ist. Ich glaube, wir sollten uns jetzt nicht in die Hörsäle zurückziehen, sondern unseren Protest weiter massiv nach außen tragen". (rwh, cms, az, lis, derStandard.at, 20.10.2010)