Die Geldquellen wären für die Demonstranten nicht schwer zu finden.

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Auf Luftballonen konnten die Studierenden ihre Träume aufschreiben.

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Auch ein aufblasbares Schwein war bei der Demo mit dabei.

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Die unibrennt-Buttons wurden ausgegraben, alte Transparente hervorgeholt und die Sprüche werden wieder gegrölt. „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut", skandierten die Teilnehmer der Bildungs-Demonstration heute Abend in Wien. Die Bildungsproteste vom vergangenen Herbst kehrten heute zurück.

Eines war dieses Mal aber anders. Die Studierenden haben nun Rückendeckung von den Rektoren. Diesmal ziehen „alle an einem Strang", hatte es bereits bei der Vollversammlung der Uni Wien im Hörsaal 10 im Juridicum geheißen. Der Aufforderung, an der Demonstration teilzunehmen, ist der Rektor der Uni Wien, Georg Winckler, dann aber nicht gefolgt.

7.000 bis 20.000 Teilnehmer

Trotzdem gingen Tausende wegen der Budgetkürzungen im Hochschulsektor auf die Straße. Die Veranstalter sprechen von 20.000 Teilnehmern, die Polizei von 7.000. Begonnen hatte die Demonstration um 16:30 vor den verschiedenen Universitäten in Wien. Beim Parlament trafen die Züge dann aufeinander.
„Wir sind hier, weil es nicht sein kann, dass die Finanzierung der Bildung eine so große Hürde ist. Bei der Bankenrettung ist viel Geld geflossen, das Argument, dass kein Geld da ist, zieht nicht mehr", sagen zwei Kultur- und Sozialanthropologie Studentinnen im Gespräch mit derStandard.at. „Bei den Vorlesungen quellen die Studierenden bis vor die Türen", erklärt Martina.

Diplombetreuer gesucht

Eine andere Studentin hat an ihren Rücken eine Annonce geklebt. Sie sucht jemanden, der ihre Diplomarbeit betreut. Kathrin würde einem Betreuer sogar sieben Euro pro Stunde bezahlen. „Die externen Lehrenden an dem Institut für Kultur- und Sozialanthropologie nehmen keine Diplomarbeiten mehr an, ich versuche jetzt jemanden, von einem anderen Institut zu finden", erklärt sie. Weil sie aber niemanden findet, demonstriert sie heute für mehr Geld für die Hochschulen.
Vor der Demonstration wurden bunte Luftballone mit der Aufschrift „Mein Traum:" verteilt. Die Teilnehmer haben mit Filzstift ihre verschiedenen Träume darauf geschrieben. Von „Gegen Kapitalismus", bis „keine Zugangsbeschränkungen" über „Nie wieder auf den Stufen sitzen" ist alles zu lesen.

"Österreich ist ein akademikerfeindliches Land"

Auch Erich Eder ist unter den Demonstranten zu finden. Er ist Lektor für Zoologie an der Uni Wien und verdient derzeit 300 Euro im Monat. „Suche Arbeit, mache Alles", ist auf dem Schild auf seinem Rücken zu lesen. Er ist hat bereits den Förderpreis der Stadt Wien sowie den Theodor Körner Preis verliehen bekommen. Angestellt wird er deshalb aber nicht. „Ich bin in einem prekären Arbeitsverhältnis, das sich jedes Semester ändert", sagt er zu derStandard.at. Obwohl er heute an der Demonstration teilnimmt, hat er die Hoffnung an die österreichische Bildungspolitik schon aufgegeben. Er glaubt nicht, dass das Budget für die Hochschulen noch erhöht wird. „Österreich ist ein akademikerfeindliches Land, es gibt kein Bewusstsein dafür, dass Bildung wichtig ist", so Eder.

"Unsere Bildung ist eure Gesundheit"

Die Studierenden der Veterinärmedizinischen Universität treten gemeinsam in weißen T-Shirts ihrer Universität auf. „Wir sind hier, weil wir sonst auf unsere klinischen Übungen scheißen können", sagt Sophie. Wenn das Budget noch weiter sinkt, dann wird sie irgendwann erst nach dem Studium an einem Tier das anwenden können, was sie während dem Studiums gelernt hat. Auch die Humanmediziner nehmen an der Demonstration teil. „Unsere Bildung ist eure Gesundheit", ist auf einem Transparent der Medizinstudenten zu lesen. 

Studierende und Rektoren "hoffen" auf höheres Budget

Bei der Abschlusskundgebung am Ballhausplatz zeigen sich die Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft optimistisch. „Die Unis brennen wieder", ruft Sigrid Maurer. Im Gespräch mit derStandard.at zeigt sich Thomas Wallerberger begeistert „von der super Stimmung" auf der Demonstration. „Die Lichter im Bundeskanzleramt brennen noch. Ich hoffe, dass die Politiker am Verhandlungstisch von uns beeindruckt sind", sagt er. Im Bundeskanzleramt wird derzeit das nächste Budget verhandelt. Bisher hat es noch keine Zeichen gegeben, dass die bevorstehenden Kürzungen zurückgenommen werden. Doch selbst Rektor Georg Winckler sagte bei der Vollversammlung am Nachmittag: „Ich hoffe noch". (Lisa Aigner, derStandard.at, 19.10.2010)