Graz - Nach einer Periode in der Landesregierung als Umwelt- und Sportlandesrat wechselt Manfred Wegscheider (61) an die Spitze des Landesparlaments: Die SPÖ muss mit dieser Rochade dem Umstand Tribut zahlen, dass sie einen Regierungssitz verloren hat und nunmehr mit vier Mitgliedern mit der ÖVP gleichauf ist. Eine Besonderheit an Wegscheiders "Karrieresprung": Als neuer Präsident des Landtags hat er diesem nie aktiv angehört. Und: Er wird aller Voraussicht nach nur eine Halbzeit dienen, da er laut Vereinbarung mit der ÖVP zur Mitte der Legislaturperiode im April 2013 mit dem zweiten Präsidenten Franz Majcen Plätze tauscht.

Als Bürgermeister der - inzwischen auch geschrumpften - roten Hochburg Kapfenberg hatte Wegscheider schon bevor er von Franz Voves 2005 ins Regierungsteam berufen wurde dessen Sportfunktionen beim ASKÖ übernommen. Das Sportressort fiel ihm in der Folge leicht, die Umweltagenden weniger: Mit der Aufhebung und Aussetzung der Feinstaub-Tempolimits landete er einen Bauchfleck, und bei der Vorbereitung einer Umweltzone für Graz machte er auch nicht immer glückliche Figur. So wurde er eigentlich zum Lieblingsgegner der Grünen, obwohl er letztlich mit der Grünen Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker die Einführung der Zone für Ende 2011 aushandelte. Seine Kompetenz für "Erneuerbare Energie" erwies sich eher als Randmaterie, weil energiepolitisch LH Franz Voves selbst als Eigentümervertreter der Energie Steiermark das Wort führte.

Wegscheider rückt auf den Präsidentensessel am kommenden Donnerstag bei der konstituierenden Sitzung des Landtags nach, den der in Ungnade gefallene "Paradelinke" Kurt Flecker bei der Regierungsumbildung im Herbst 2009 zugewiesen bekam und in Ermangelung einer innerparteilicher Nominierung bei der Landtagswahl nach einem Jahr schon wieder räumen musste. Am 1. April 2013 wechselt Wegscheider dann laut Vereinbarung der beiden großen Regierungsparteien zugunsten von Franz Majcen ins zweite Glied. Den Posten des dritten Präsidenten soll Ursula Lackner besetzen. Die Halbzeitlösung wird von SPÖ und ÖVP übrigens auch beim Amt des Landesschulratspräsidenten angestrebt. (APA)