Begonnen hat alles im Balthazar, ein sehr gehobenes Frühstückslokal in Soho. Super-organisiertes Personal, hier wird kein Platz und keine Zeit verschwendet. Äußerlich mutet es ein bisschen wie New Yorks Schwarzes Kameel an. Es gibt viel dekoratives, knuspriges, dunkles Brot und viele Eierspeis-Variationen. Eggs Norwegian entpuppten sich als eine Art Eggs Benedict mit Räucherlachs. Eine durchaus deftige Angelegenheit. Sehr guter Kaffee, aber auch eine gewisse gehetzte Stimmung. Kein Nach-dem-Essen-noch-stundenlang-beim-Kaffee-Sitzenbleiben. Das Personal drängt spürbar. Ist ja auch kein Wiener Kaffeehaus...
Ein Pastramisandwich muss natürlich sein. Selbiges erstanden wir bei Schatzie's - The Butcher (555 Amsterdam Ave/87th). Ein sehr gutes Sandwich mit viel Pastrami, nicht gerade hauchdünn, dafür viel gelber Senf, ein Snack für das Central-Park-Picknick, wenn auch die Pastramischeiben dünner geschnitten sein könnten. Vom perfekten Pastramisandwich hätte ich jedoch mehr erwartet. Ziemlich arg dazu: Celery Soda.
Der König stört
Gleich neben Schatzie's residiert unser Frühstücksfavorit: Barney Greengrass - The Sturgeon King (541 Amsterdam Ave). Der Stör schwimmt zwar schon länger nicht mehr im Hudson-River, aber die Räucherfische hier sind vom feinsten. Auch in deftige Eierspeisen werden sie gesteckt. Dazu gibt's jede Menge Bagels, denen ich ganz generell nicht viel abgewinnen kann. Immer etwas gummiartig. Ein Muss dazu: Cream Cheese.
Die werdende Mutter hat schon morgens Gusto auf Borschtsch im Glas - pink, kalt, rübig. Besser als die ewig gleiche Auswahl an eiswürfeligen Cranberry, Orange oder Apple Juices. Nur einmal fragt der Kellner ungläubig nach. Aber: Hey, das ist Manhattan. Da darf jeder seinen Spleen pflegen. Leider ist der Kaffee eine Katastrophe. Dafür wird er immer wieder nachgeschenkt. Die Kellner sehen aus wie einer schlechten Fernsehserie aus den 70ern entsprungen und alles wirkt vor den bunt bemalten Paneelen irgendwie zeitlos.
Burger mit Buzzer
Zwischendurch probierten wir den laut Zagat-Führer besten Burger der Stadt: Shake Shack. Ein Kiosk steht im Madison Square Park und dort stehen die Leute bis zu einer Stunde Schlange für einen zugegebenermaßen guten Burger (die jeweils aktuelle Menschenansammlung ist per Webcam abzufragen und wird auch gerne telefonisch durchgegeben- „Komm' vorbei - ist gar nicht lang..."). Aber der beste? Ich weiß nicht. Es war guter Käse, das Fleisch war saftig, gschmackig und keinesfalls gummiartig. Aber sonst nicht weiter bemerkenswert. Für Vegetarier gibt es den Shroom Burger, kurz für mushroom.
Am aufregendsten ist sicher das Bestellsystem - eine Express-Schlange und eine für das gesamte Angebot. There is no shortcut to quality, ist die Devise. Man bekommt einen Buzzer ausgehändigt. Wenn der brummt und blinkt, ist die Burgerei abzuholen.
Lebenserfahrung und Lidstrich
"50 Ways to Love Your Liver" preist das Carnegie Deli an (854 7th Ave/55th Street). Und das sind nur 50 von geschätzt 300 Positionen auf der Karte. Dank Suzie, unsere Kellnerin mit reichlich Lebenserfahrung und Lidstrich, sind wir nicht schon morgens überfordert. Sie zeigt uns die Frühstücksauswahl im Klappentext.
Forget Pancakes
Wärmstens abzuraten ist eigentlich in allen besuchten Lokalen von den Pancakes. Dazu gibt es in der Basisvariante stets Corn Syrup und Butter. Sie bestechen sämtlich durch Nicht-Geschmack. Weder nach Ei, noch süß, nur weich. Die Pastramieierspeise war sehr ausreichend und zufriedenstellend. Überhaupt gibt es hier Riesenportionen. Ein kurioser Laden, der von den Promis lebt, wie die Walls of Fame bildreich dokumentieren. Quasi das Hawelka von New York.
Resümee
Das NY-Resümee: Viele Eindrücke, viele großartige Genüsse. Super Seafood - vor allem Austern! Und dann ein ganz wichtiger Punkt: das Service. Gerade wenn man österreichische Standards gewohnt ist, fällt man aus allen Wolken. Die Kellner- und Innen sind freundlich, aber wie auch noch. Jeder stellt sich zuerst einmal vor..."Good evening, I am Marsha, and I will be your waitress tonight. I hope you feel fine and we will have a great time" Es ist schon beinahe zuviel des Guten. Die meisten dürften zumindest drei bis vier Schulungsseminare mit Verkaufsoptimierung hinter sich haben und oft wirkt es unpersönlich. Aber die meisten sind auch noch schnell. Teilweise so schnell, dass es schon fast ungemütlich wird.