An einer der tiefsten Stellen des Ostpazifiks haben Wissenschafter eine bisher unbekannte Fischart entdeckt. Dem Meeresbiologen Alan Jamieson und seinem Team aus Schottland, Japan und Neuseeland schwamm der unbekannte Vertreter der Scheibenbäuche in einer Gegend des Ozeans vor die Kamera, die die Forscher bisher für praktisch unbelebt hielten.

Die Wissenschafter machten ihre Entdeckung während einer Expedition des deutschen Forschungsschiffs "Sonne". Die Forschungs-Fahrt führte Jamieson und sein Team entlang des Atacamagrabens vor der Küste Chiles. Die Tiefseerinne entstand durch das Abtauchen der ozeanischen Kruste des Pazifiks unter den südamerikanischen Kontinent.

Foto: University of Aberdeen

Die neu entdeckten Fischspezies hat eine Länge von rund 25 Zentimetern und wurde rund 7.000 Meter unter der Meeresoberfläche ausgemacht. "Unsere Beobachtungen enthüllen eine große Artenvielfalt und Individuenzahl in Tiefen, die einst als völlig fischfrei angesehen wurden", erklärt Jamieson von der Universität Aberdeen. "Damit müssen die bisherigen Vorstellungen zum Leben in extremen Meerestiefen überdacht werden."

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Im Rahmen mehrerer Tauchfahrten schoss ein beköderter Lander mehrere Tausend Aufnahmen vom Treiben in der Tiefsee. Neben zahlreichen hungrigen Schlangenfische (Brotulas, nächstes Bild), die möglicherweise ebenfalls zu einer noch unbeschriebenen Art gehören, und Flohkrebsen von ungewöhnlicher Größe fanden sich auch Aufnahmen des bislang unbekannten Scheibenbauchs.

In den vergangenen Jahren hatten die Wissenschafter im Rahmen des Projekts HADEEP ähnliche Beobachtungen bereits im westlichen Pazifik angestellt. In den Tiefseerinnen vor Japan und Neuseeland hatten sie dabei ebenfalls neue Arten von Scheibenbäuchen (Liparidae) entdeckt.

Foto: University of Aberdeen

Die neue Beobachtung bestärkten die Forscher in ihrer die Vermutung, dass diese Fischfamilie in allen Tiefseegräben zu finden sei, dass gleichzeitig aber jeder Graben seine eigenen Vertreter aufweise, so die Forscher. In gewisser Weise könnte man die Scheibenbäuche also als Darwinfinken der Tiefsee betrachten, meint Jamieson. "Aus der extremen Isolation eines jeden Grabens ergeben sich durchaus Parallelen zur Theorie der Evolution auf Inseln." (red)


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