Dead Rising 2 (Capcom, PC, PS3, Xbox 360)

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Dead Nation (Housemarque/Sony, PS3; Ende 2010)

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Red Dead Redemption: Undead Nightmare (Rockstar Games, PS3, Xbox 360; 26. Oktober 2010)

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Irgendetwas hat es mit Zombies auf sich, dass gefühlt jedes dritte Videospiel eine Zombie-Komponente integrieren muss. Das Phänomen hat sich von eigenständigen Survival-Shootern zum Addon-Virus verbreitet. Vergangenes Jahr wurden per Update sogar die Leichen des Zweiten Weltkriegs in "Call of Duty: World at War" zu untoten Schreckgespenstern. Abseits der Megaschocker wurde die Ehre der sabbernden Fleischberge auch noch beschmutzt, in dem sie sich in Webgames mit Gemüse herumschlagen mussten. Der Verdacht liegt nahe, dass Zombies einfach immer gerne dann herangezogen werden, wenn der Mensch das Bedürfnis hat, jemanden zu quälen und leiden zu sehen. Arme Geschöpfe. Dennoch wäre es fast unverschämt den sichtbaren Fortschritt im Bereich der "Sadismussimulatoren" unter den Teppich zu kehren. 2010 wird die Daumenquetsche ein ganzes Stück fester gezogen. Der WebStandard hat sich die besten Zombie-Games zum Jahresausklang angesehen.

Dead Rising 2 (PC, PS3, Xbox 360)

Wie kein anderes Werk hat sich "Dead Rising" das Lynchen von lebenden Toten zu Herzen genommen. Vier Jahre nach dem Original haben sich die Schöpfer um Keiji Inafune abermals von bekannten Filmvorlagen inspirieren lassen und dabei besonders viel Wert darauf gelegt, dem Spieler möglichst viel Freiheiten bei der Anwendung und Gestaltung von Tötungswerkzeugen zu lassen. Die Zombieseuche hat Protagonist und Berufszombiekiller Chuck zusammen mit seiner kleinen Tochter mit einer Hand voll anderer Überlebender in einen Schutzraum eines Einkaufszentrums getrieben. Verstärkung durchs Militär ist in Sicht, doch blöder Weise wurde das kleine Mädchen von fauligen Zähnen am Arm erwischt und benötigt schon vorher eine Portion Gegengift "Zombrex". Für Chuck bleibt daher nichts anderes übrig, als sich für sein Fleisch und Blut in das raunende Böse zu werfen und eine Apotheke zu finden. 

Weil die Shopping Mall nicht gerade eine "Lugner City" sondern mehr eine Kleinstadt samt Lokalmeile und Casino ist, wird dies erwartungsgemäß nicht zum Spaziergang. Glücklicherweise sind die Hallen aber nicht nur mit Matschgesichtern auf zwei Beinen gefüllt, sondern auch mit unzähligen nützlichen Gegenständen. Sessel, Bohrer, Vorschlaghammer, Küchenmesser, Topfpflanze, Nagelbrett, Kleiderhaken (ja, für die Augen), Golfschläger, Zange, Riesenstofftier, Spielchips, Handfeuerwaffe, Spraydose, Gastank, Serviertablett und noch viele weitere Utensilien dienen fortan dazu, eine blutige Schneise von A nach B zu schlagen. Tüftler finden später noch heraus, wie sie 1 und 1 zusammenrechnen und dadurch nützliche Kombinationen wie mit Nägeln beklebte Boxhandschuhe basteln. 

Unterbrochen wird das spritzige Vergnügen - wie könnte es dem Klischee nach anders sein - von einer hübschen jungen Journalistin, die Chuck von einem Plot gegen ihn in Kenntnis setzt: Es wird ein Bisschen komplizierter. Obwohl man sich seine sadistischen Züge kaum eingestehen möchte, ist die empfundene Freude beim Massakrieren der unglücklich mutierten Mitbürger nicht zu unterdrücken. Gleiches gilt für zwei absolute Frustfaktoren: Ladezeiten sind absurd häufig und das offene Spieldesign stellt sich aus Ermangelung einer freien Speicherfunktion und durch permanente Zeitlimits selbst ein Bein.

Dead Nation (PS3, Ende 2010)

Fürs Heimatland und die ganze Welt überleben heißt es im Download-Game "Dead Nation". Die talentierten Entwickler von Housemarque ("Super Stardust HD") haben den Lieblingsbegriff der Pharmaindustrie, Pandemie, genau genommen und ein Szenario geschaffen, in dem die gesamte Welt von einem Zombievirus bedroht wird. Wobei sprichwörtlich die ganze Welt gleichzeitig dagegen ankämpfen muss. Spieler starten in den Schuhen einer Protagonistin oder eines Protagonisten und müssen die Plage zunächst in ihrem eigenen Heimatland bekämpfen. Leider bedeutet das nicht, dass man tatsächlich vor Österreichischen Wahrzeichen zu Werke geht, aber die fiktiven Schauplätze werden zumindest statistisch einzelnen Ländern zugeteilt. So wird in Echtzeit festgehalten, wie weit die Zombieepidemie schon in einer Region zurückgeschlagen wurde und welche Kämpfer wie viel dazu beigetragen haben. Das geht so lange bis der erste Zyklus nach Wochen oder Monaten überwunden wurde, dann werden die Karten neu gemischt. Die Scoreboards und die Länderstatistik werden durch einen Live-Ticker ergänzt, der über aktuelle Entwicklungen, besondere Spielerleistungen oder nützliche Tipps informiert - das CNN der Apokalypse sozusagen.

Ebenso erfüllend und erfrischend ist der spielerische Blick hinter die Zahlen. Allein oder im Koop-Modus zu zweit (offline und online) wandert man durch düstere Straßen, über Häuserdächer oder den Friedhof um bei Nervenkitzelatmosphäre den nächste Angriffswelle abzuwehren. Ohne zu übertreiben fallen die Untoten zu Hunderten über einen her. Von der wankelnden und grunzenden Krankenschwester, über den Aktentaschen schleppenden Business-Zombie über brennende Feuerwehrmänner bis hin zu schaurig mutierten Riesenbiestern trachten alle Geschöpfe der Finsternis nach den letzten verbliebenen Menschenleben. Um dem Herr zu werden, steht den Protagonisten ein ganzes Arsenaal an Waffen zur Verfügung, die nach jedem Levelabschnitt in Shops erworben werden können und sich mit dem gesammelten Geld aus Schatztruhen oder aufgeknackten Autos auch in jeder Eigenschaft upgraden lassen. Maschinengewehr, Flammenwerfer, Elektroshocker, Granaten, Minen - die Auswahl lässt kaum Wünsche offen. Das Massaker gestaltet sich dabei gleichermaßen unterhaltsam wie anspruchsvoll (vier Schwierigkeitsgrade).

So macht es nicht nur richtig viel Spaß vor allem zu zweit Rücken an Rücken zu stehen und Monster ins Jenseits zu schicken, es ist zeitweise auch noch taktisch richtig fordernd. Autoalarmanlagen müssen zum heulen gebracht werden, um die Zombieschar abzulenken. Mit Bewegungsminen werden fallen gestellt und immerzu wird der Rückzugspunkt im Auge behalten.
Die grafische Gestaltung ist realistisch (Splattereffekte fahlen aber nicht) und die akustische Umsetzung lässt kalte Schauer über den Rücken laufen. Der Fortschritt der Kampagne wird frei nach "Max Payne" stimmungsvoll über hübsche Comics und gute Sprecher erzählt.
Wer ähnliche Werke wie "Burn Zombie Burn!" oder "Zombie Apocalypse" kennt: "Dead Nation" ist das ansteckende Muttervirus der Download-Zombiecalypse. Ein absolutes Muss für jeden Fan.

Red Dead Redemption: Undead Nightmare (PS3, Xbox 360, 26. Oktober 2010)

Was "Call of Duty" und Co. können, kann Rockstar Games schon lange. Mit "Undead Nightmare" wird das Western-Epos "Read Dead Redemption" von der Zombieplage erfasst. Das Addon macht aus dem einst blühenden Grenzland eine düstere Wildnis und erweckt menschliche wie tierische Tote zum Leben. Bei ein wenig Ketchup und ein paar Kostümen haben es die Entwickler aber nicht belassen. Für die perfekte Halloween-Feier wurde eine komplett neue Einzelspielerepisode und frische Mehrspielerbewerbe umgesetzt. In Städten, Siedlungen und Außenposten überall in der Welt müssen die nicht-infizierten Menschen gegen Horden von Untoten ums Überleben kämpfen. Es liegt nun an Haudegen John Marston sich der Plage zu stellen und lange genug zu überleben, um ein Heilmittel zu finden.

Vier Zombie-Klassen, von denen jede ihre eigenen Charakteristika, Angriffs- und Verteidigungsmuster hat, Fabelwesen und Zombie-Pumas, -Bären, -Wölfe und andere untote Tiere lauern im Dickicht. Um es mit den Bestien aufnehmen zu können, bedient man ich sich unkonventioneller Waffen, wie der neuen Donnerbüchse, die mit den gesammelten Überresten erledigter Zombies geladen werden kann. Das Kriegsbeil und das Sprenggewehr kehren ebenfalls zurück - hierfür muss zuvor jedoch die Erweiterungspakete "Legenden und Schurken"-Paket und "Lügner und Betrüger"-Paket heruntergeladen haben.
Die frisch gesponnene Story bringt neue Missionen und Zufallsereignisse inklusive den "Vermissten Personen", bei denen der Spieler einen vermissten Überlebenden finden muss, der in dem von Scharen von Untoten verursachten Chaos verloren gegangen ist. Die neuen Multiplayer-Inhalte für die Wettbewerbsmodi und den Freien Modus beinhalten Undead Overrun, einen Multiplayer-Survival-Modus, in dem Wellen von Infizierten angreifen und die Spieler zusammenarbeiten müssen, um gegen die immer stärker werdenden Horden zu bestehen. Besonderes Highlight: Jeder getötete Mitbürger kommt als Untoter zurück.

Zwar wird "Read Dead Redemption" damit nicht zu einem komplett neuen Erlebnis, doch "Undead Nightmare" beschert unzählige weitere Stunden Spielspaß in einer frisch-fürchterlichen Atmosphäre. Ein großes Addon für knapp 10 Euro. Wer das Hauptspiel nicht hat, kann "Undead Nightmare" auch als Stand-alone-Disc für knapp 30 im Handel erwerben. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 17.10.2010)

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