Wien - Die Moderne hat in der verflossenen Ära von Ioan Holender eine eher marginale Rolle gespielt. Zum Finale jedoch wollte der Langzeitdirektor noch ein spätes Zeichen setzen. Und: Mit der grandiosen Uraufführung von Aribert Reimanns Medea ist ihm das auch gelungen; von der Zeitschrift Opernwelt wurde Medea zur Aufführung des Jahres gewählt.

Ob das Moderne-Verhältnis der neuen Staatsoperndirektion grundsätzlich etwas besser sein wird, muss sich erst weisen. Zweifellos aber ist die Wahl von Paul Hindemiths Oper Cardillac (als erste Premiere des Duos Dominique Meyer / Franz Welser-Möst) ein Hoffnungsschimmer und symbolhaft gemeint. Zwar kann der formstrenge Paul Hindemith kaum als Epizentrum des Neuen des 20. Jahrhunderts gelten, aber immerhin: Zu Beginn der neuen Direktion fiel die Wahl auf ein durchaus expressives Werk; und es erklingt in der kürzeren Erstfassung (uraufgeführt 1927 in Dresden).

Natürlich ließ es sich Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst nicht nehmen, die Geschichte des Goldschmieds Cardillac, der nicht vom Morden zurückschreckt, um die von ihm geschaffenen Schmuckstücke wieder in seinen Besitz zu bringen, zu dirigieren.

Zu hören sind bei diesem auf E. T. A. Hoffmanns Erzählung Das Fräulein von Scuderi basierenden Werk u. a. Juha Uusitalo in der Titelpartie, Juliane Banse als Tochter und Herbert Lippert als Offizier. Welser-Möst hat sich für die erste Fassung der Oper entschieden - "weil sie rauer, wilder und konzentrierter ist". (Ljubiša Tošić, DER STANDARD - Printausgabe, 16. Oktober 2010)