Zum ersten Gegenwartskunst-Event im Maghreb, der Marrakech Art Fair (8. bis 11. Oktober), hatte sich keine österreichische Galerie gewagt. Immerhin fand sich bei Le Violon Bleu (Sidi Bou Saïd, Tunesien) ein Bezug in Form der Keramik Abderrazak Sahlis, die der tunesische Künstler 2008 in Österreich vollendete.

Voll des Lobes über die "Dynamik" der Szene Wiens zeigte sich jedenfalls die Franz West vertretende Galerie Hussenot (Paris), die Brisantes wie Machinery (31 Kreissägeblätter, beschriftet mit Gott ist groß) von Mounir Fatmi für 30.000 Euro darbot.

31 Galerien, zehn aus dem Maghreb, 19 europäische, je eine aus Dubai und Ägypten, hat Chefkurator Renaud Siegmann ins pompöse 1001-Nacht-Ambiente des Es Saadi Palace geladen. Rund 10.000 Besucher goutierten das mit Internationalem wie Antoní Tàpies, Jean-Michel Basquiat oder Pierre et Gilles aufgepeppte Programm mit dem Fokus auf Nordafrikanisches. Mahi Binebine, Marokkos wohl bekanntestem Gegenwartskünstler, verschrieb sich Pierre Marie Vitoux (Paris) zur Gänze, nicht nur mit dessen Bronze Totem (160.000 Euro).

Keith Harings Mickey Mouse (1981) markierte mit 1,2 Millionen Dollar (Enrico Navarra, Paris) den Höchstpreis, fand jedoch keinen Käufer. Henri Matisse' Portrait d'Henriette (1921) war bei Sophie Scheidecker Fine Arts (Paris) um eine Million Dollar ausgepriesen.

"Hamdullah" (dt. prächtig) lief es nicht einzig für die in Guéliz, dem zaghaft aufkeimenden "SoHo" Marrakeschs, etablierte Galerie Tindouf. Deren Künstlerin Lalla Essaydi (Serie Femmes du Maroc - Harem Beauty, 2008-2009) reüssierte auf der ArtBasel, sodass sich Interessierte um die unretouchierten, penibel komponierten Fotografien (16.000 Euro, Triptychon 22.000) drängten. Die Fortsetzung will Messegründer Hicham Daoudi im STANDARD-Gespräch nicht fixieren, im straffen Messekalender sei es schwer, eine Nische zu finden. (Jan Marot, ALBUM/DER STANDARD - Printausgabe, 16./17. Oktober 2010)