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Peter Safer erfand in den 50-er Jahren die Mund-zu-Mund-Beatmung.

Foto: APA/University of Pittsburgh

Wien/St.Louis - In jedem Erste Hilfe-Kurs wird als lebensrettende Sofortmaßnahme bei Herzstillstand die Herzdruckmassage kombiniert mit Mund-zu-Mund-Beatmung gelehrt. Doch unter bestimmten Voraussetzungen kann die Überlebens-Wahrscheinlichkeit von Personen mit plötzlichem Herzstillstand deutlich gesteigert werden, wenn auf die Beatmung verzichtet und nur Herzmassage durchgeführt wird. Das zeigt eine Analyse österreichischer Mediziner, die an der Medizin-Uni Wien und der Washington University School of Medicine in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) durchgeführt und nun in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde.

Der aus Österreich stammende Peter Nagele, Leiter der Abteilung für Trauma-Anästhesie am Barnes-Jewish-Hospital am Washington University Medical Center in St. Louis, und Michael Hüpfl von der Universitätsklinik für Anästhesie der Medizin-Uni Wien haben die Daten von drei Studien analysiert. Dabei erhielten Ersthelfer telefonisch von der Notrufzentrale Anweisungen - entweder nach der herkömmlichen Methode mit Herzmassage und Beatmung oder nur mit Herzmassage. Weil die einzelnen Studien jeweils zu wenige Patienten hatten, konnten statistisch keine Überlebensvorteile bei einer der beiden Methoden nachgewiesen werden.

Höhere Überlebenswahrscheinlichkeit

Mit Hilfe einer speziellen statistischen Methode konnten die Wissenschafter aber die Daten der drei Studien kombinieren und somit 3.700 Fälle analysieren. "Dabei zeigte sich, dass Patienten mit Herzstillstand eine um 22 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben, wenn sie nur mittels Herzmassage wiederbelebt wurden, verglichen mit der klassischen Methode mit Mund-zu-Mund-Beatmung", erklärte Nagele.

Voraussetzung dafür war, dass die Helfer entsprechende Anweisungen aus der Notrufzentrale erhielten. Denn es empfiehlt sich nur bei Patienten mit plötzlichem Herzstillstand, auf die Beatmung zu verzichten. "Dann ist noch genug Sauerstoff im Körper, und es ist wichtiger, die Blutzirkulation so regulär wie möglich aufrechtzuerhalten als zusätzlich zu beatmen", so Nagele, der schätzt, dass dadurch in Nordamerika und Europa 5.000 bis 10.000 Leben gerettet werden können.

Kein Verzicht bei Ertrinken

Der Verzicht auf Beatmung sollte aber nicht erfolgen, wenn der Herzstillstand eine Sekundärfolge ist, etwa bei einem Unfall oder Ertrinken. Dann sei es neben der Herzmassage sehr wohl entscheidend, durch Beatmung wieder Sauerstoff ins System zu bringen.

Auch im seltenen Fall eines Herzstillstandes bei einem Kind sollte weiterhin eine Kombination von Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage als lebensrettende Sofortmaßnahme durchgeführt werden, betonen die Mediziner. Denn üblicherweise ist der Herzstillstand bei Kindern eine Folgeerscheinung etwa eines schweren Asthma-Anfalls oder einer allergischen Reaktion. In diesen Fällen brauche der Körper Sauerstoff. "Wir raten nachdrücklich, bei Kindern die von den Kinderspezialisten des European Resuscitation Council und der American Heart Association empfohlenen Vorgangsweise durchzuführen: so schnell als möglich auch zusätzlich die Beatmung durchzuführen ", so Nagele, der langjähriger Notarzt beim Roten Kreuz war, und Hüpfl, der auch Chef-Arzt der Johanniter-Unfall-Hilfe ist.

Einig sind sich die Studienautoren: "Die schlechteste Alternative für alle Fälle ist es, weder Herzdruckmassage noch Beatmung in den ersten Minuten durchzuführen. Darum sollen alle, die ein solches Ereignis beobachten, sofort Hilfe rufen und zumindest Herzdruckmassage durchführen, bis weitere Unterstützung eintrifft - da kann man nichts falsch machen." (APA)