Grundvoraussetzung für den Eye-Tracker ist die Installation einiger Kameras im Auto.

Foto: Fraunhofer IDMT

Ilmenau -  Forscher am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) präsentieren eine technische Abhilfe gegen den lebensgefährlichen Sekundenschlaf am Steuer: Ihr Eye-Tracker beobachtet dazu die Augenbewegungen des Fahrers. Bleiben die Lider zu lange geschlossen, löst das System einen entsprechenden Alarm aus. Und seine Leistung geht durchaus darüber hinaus: "Der Sekundenschlaf ist nur ein Beispiel. Unser System kann als erstes weltweit die Blickrichtung in Echtzeit ermitteln, ohne eine spezielle Kalibrierung zu erfordern", betont Peter Husar vom Fachbereich Bio-inspired Computing.

Forscher der University of Washington haben unlängst in einem Simulatorexperiment gezeigt, wie wertvoll Warnungen eines Eye-Tracking-Systems für die Verkehrssicherheit sein können. Die IDMT-Entwicklung verspricht nun die Möglichkeit, ein derartiges System sehr einfach in beliebigen Fahrzeugen umzusetzen. Bisherige Eye-Tracking-Lösungen erfordern nämlich, dass der User sie erst mehr oder weniger aufwändig für sich persönlich kalibriert. Dieser Schritt kann beim neuen Eye-Tracker entfallen.

Kompakt-Lösung

Zudem soll das System dadurch punkten, dass es relativ kompakt ausfällt. "Wir haben ein kleines, modulares System entwickelt, bei dem durch eigene Hardware und Programme die Berechnung der Blickrichtung direkt in der Kamera stattfindet", erklärt Husar. Die Kameras werten dabei bis zu 200 Bilder pro Sekunde aus. Die Daten können dann über eine Standard-Schnittstelle wie USB direkt an den Bordcomputer übertragen werden.

Damit der Eye-Tracker funktioniert, müssen stets zumindest zwei Kameras das Auge tatsächlich im Blickfeld haben. Damit eine entsprechende Abdeckung auch bei Blicken in den Rückspiegel sicher gewährleistet bleibt, sind für ein Fahrerassistenzsystem vier bis sechs Kameras sinnvoll, so Husar. Für andere mögliche Anwendungen des Kamerasystems ist das nicht unbedingt erforderlich.

Potenzielle Einsatzgebiete umfassen laut Fraunhofer IDMT beispielsweise die Medizin und Computerspiele. Bei Augenoperationen wäre die Überwachung von Augenbewegungen möglich. Games könnten die Blickrichtung des Users erfassen und ihm dadurch das Umsehen in der Spielumgebung ermöglichen. Wie gut das hauseigene System funktioniert, wollen die Forscher im November auf der Stuttgarter Fachmesse für Bildverarbeitung (VISION) unter Beweis stellen. (pte/red)