Das Brunnenhaus im Königspalast von Qatna wird durch ein neues Dach aus Stahlbögen und transparenten Polycarbonatplatten geschützt.

Foto: Peter Pfälzner

Tübingen - Der bronzezeitliche Königspalast von Qatna, im Westen des heutigen Syrien gelegen, ist nun auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Dem gingen mehrjährige aufwändige Restaurierungsmaßnahmen an dem 18.000 Quadratmeter großen Bauwerk, das aus dem zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung stammt, voraus. Seit 1999 sind hier Archäologen der Universität Tübingen zusammen mit syrischen und italienischen Kollegen mit Ausgrabungen beschäftigt. Die Grabungsarbeiten wurden parallel zu den Restaurierungsmaßnahmen bis Ende September fortgesetzt.

Besonderes Interesse galt zuletzt einer im Jahr 2009 entdeckten zweiten Gruft unter dem Palast. Zu den dort gefundenen Gegenständen gehören unter anderem ein ägyptischer Becher aus schwarzem, durchscheinendem Obsidian, der am Rand und am Boden mit Gold gefasst ist, sowie Schmuckstücke in Form von Armreifen und Halsringen aus Gold und wertvollen Steinen - sowie aus Bernstein, der aus dem baltischen Raum stammt. Ein Siegel mit einer Inschrift der ägyptischen Königsmutter Ahmes-Nefertari (um 1560 vor unserer Zeitrechnung) stammt aus der durch Keramik und andere Funde einzugrenzenden Benutzungszeit des Grabes und ist dadurch ein eindrucksvoller Beleg für die engen Kontakte zwischen Qatna und Ägypten in der Mitte des zweiten Jahrtausends, in der späten Hyksos-Zeit und am Beginn des Neuen Reichs.

Die in der Grabkammer aufgefundenen Skelette - wahrscheinlich sind es über 100 - lagen gruppenweise in größtenteils verrotteten Holzkisten, von denen bis zum Ende der Grabungskampagne 15 Stück nachgewiesen werden konnten. Sie standen dicht an dicht und zum Teil übereinander in der Gruft. Teile der Ausstattung sind erhalten geblieben: Ein breiter Bronzegürtel umschlang den Beckenknochen eines Kindes, in einer anderen Holzkiste fand sich ein Kästchen mit Einlegearbeiten aus Elfenbein. Die Intarsienplättchen dekorierten das Holzkästchen auf drei Seiten und fanden sich zum Teil noch an ihrer ursprünglichen Position, da sie mit Bitumen befestigt waren. Die Intarsien zeigen Tierfiguren wie Gazellen, Affen und Löwen, Mischwesen mit Löwenkopf und Adlerkörper sowie Menschen. Das Kästchen stellt ein einzigartiges Zeugnis mesopotamisch-syrischer Kunst der ausgehenden Mittleren Bronzezeit dar. Es muss in den kommenden Jahren aufwändig konserviert und restauriert werden. (red)