Anreise: Flüge z. B. mit Austrian nach Rom ab realistisch rund 130 €. Geführte Rom-Reisen mit Vatikan-Programm beim Veranstalter Studiosus-Reisen z. B. fünftägig ab 790 € inkl. Flug und Unterbringung.
Übernachtung z. B. im Hotel "Residenza Paolo VI", dem einzigen Hotel direkt am Petersplatz ab rund 90 € pro Nacht.
Individuelle Reservierung der zweistündigen Führung durch die Vatikanischen Gärten (31 €) unter http://biglietteriamusei.vatican.va/musei/tickets/; weitere Informationen unter: www.vatican.va.

Foto: Residenza Paolo VI

Niemand steht so unter Beobachtung der Kameras, wird so von Fotografen umlagert wie der jeweilige Papst. Jeder Augenaufschlag, jede Geste, sogar jedes der Zeitverschiebung geschuldete Gähnen auf Auslandsreise bleibt festgehalten: Vom Autor dieses Beitrags erscheint in diesen Tagen der Band "Päpste - seit Anbeginn der Fotografie" (www.feymedia.net), im Buchhandel für 49 €, ISBN-13: 978-3941459182. Darin vereint und kommentiert sind die besten Papst-Aufnahmen großer Fotografen aus anderthalb Jahrhunderten - von Andy Warhol bis Arturo Mari. Die Bilder sind erstmals in einem Band vereint.

Foto: feymedia.net

Wenn jemand dem Schweizergardisten in seiner bunten Uniform aus gelblichen und blauen Längsstreifen vorsichtig mit zwei Fingern an den silbernen Helm tippt, wippt der ganze Schädel. Vier-, fünfmal tut er es fast geräuschlos in jede Richtung, dann hat er sich wieder in der Mitte eingependelt. Das geschieht andauernd, und der Mann nimmt es gelassen: Er hat ein Preisschild (12 €) an den Füßen, ist keine dreißig Zentimeter hoch - und aus Plastik. Die bewegliche Miniatur mit dem überproportional großen Kopf wird an den Souvenirständen gleich hinter den Kolonnaden des Petersplatzes gehandelt und ist ein Renner.

Die jahrhundertealte Festungsmauer des Vatikans, an dieser Stelle mehr als zehn Meter hoch, ragt knapp hinter dem langen Souvenirtisch auf. Gegenüber liegt die Vatikanzeitung Osservatore Romano stapelweise auf. Und keine 150 Meter sind es von hier bis zum Posten der echten Schweizergardisten, die die Zufahrt von der Via del Porta Angelica in den streng abgeschotteten Vatikan bewachen.

Sie wippen nicht mit dem Kopf. Sie schütteln ihn kurz und lehnen freundlich, aber bestimmt ab, wenn ein Unbefugter Einlass in die schmale Straße mit den sandfarbenen Gemäuern begehrt, die auf die Sixtinische Kapelle zuführt. Von den clownesken Renaissance-Uniformen der Aufpasser darf sich dabei niemand täuschen lassen. Die Männer schützen Pontifex und Vatikan - und sie nehmen ihre Sache ernst.

Hunderttausende Besucher ziehen jedes Jahr durch den Petersdom, beten über dem Grab des Apostel Petrus, knien nieder vorm hinter Glas aufgebahrten einbalsamierten Leichnam von Papst Johannes XXIII. oder in der Nekropole vor der Grabplatte von Johannes Paul II. Sie ziehen in Scharen durch die Korridore der Vatikanischen Museen - alles auf Grund und Boden des Kirchenstaates und doch ohne einen Fuß auf das geheimnisvolle Land direkt neben diesen Gebäuden setzen zu können.

Rund dreitausend Menschen arbeiten im Vatikan. Morgens strömen sie alle durch die wenigen Tore auf das Gelände: die blonde Frau mit dem entrückten Lächeln, die mit dem blauen Kleinwagen einfährt und im Takt der Musik aus dem Autoradio swingt. Der Mönch mit Sonnenbrille, die Nonne mit Rosenkranz in der Hand. Nur etwa 550 vatikanische Staatsbürger mit entsprechendem Pass gibt es. Nur 932 Menschen wohnen auf dem Gelände des Kirchenstaates - wie der Papst, sein Privatsekretär Georg Gänswein, seine Haushälterin Ingrid Stampa, die Schweizergardisten in der Kaserne neben dem Apostolischen Palast. Und wie der oberste vatikanische Gärtner. Er hat es besonders schön, ist mitten im Grünen zu Hause - in einem ockerfarbenen Landhäuschen im toskanischen Stil, das sich im Schatten des Petersdoms in den Garten duckt. Lüde er Freunde zum Grillen ein, müsste er jedes Mal vorab die vatikanische Gendarmerie informieren, damit sie passieren dürften.

Tief hinein in den Kirchenstaat gelangt, wer an einer der nur auf Voranmeldung möglichen Führungen durch die Vatikanischen Gärten teilnimmt. Das sind weniger als 100 Menschen am Tag. Die Stille in dieser Oase mitten in Rom durchbricht nur ab und zu das Rattern eines Aufsitz-Rasenmähers oder das Geräusch eines Laubsaugers. Oder die Rufe aus einer Sittichkolonie in den Baumwipfeln, Nachkommen der letzten Überbleibsel des lang schon aufgegebenen vatikanischen Zoos. Sie leben in Freiheit und kehren doch meist in den Morgenstunden in diese Gärten zurück.

Gepflegte Hecken sortieren das abgeschirmte Grün in unterschiedliche Bereiche, Palmen recken sich neben Pinien und Koniferen Richtung Himmel. Immer wieder plätschern Brunnen. Still, fast feierlich ist es hier hinter den hohen Mauern des Vatikanstaats. Und sogar einen originalgetreuen Nachbau der Marienerscheinungs-Grotte von Lourdes gibt es auf dem weitläufigen Areal, in das immer wieder mächtige Gebäude hineingewürfelt sind - Klöster, vatikanische Verwaltungsgebäude und sogar ein Bahnhof, hinter dessen Pforten ein Eisenbahnwaggon wartet.

Nur alle Jubeljahre fährt der Papst Zug - und steigt dann hier ein und aus. "Einmal", erzählt Gartenführerin Lucia, "habe ich Benedikt ganz unverhofft hier im Park getroffen. Er stand an einem der Brunnen und plauderte mit seinem Sekretär." Meistens aber ist der Papst erst am Nachmittag hier unterwegs, wenn der Park längst wieder für Besucher gesperrt ist.

Ganz oben von der Kuppel des Petersdoms aus erkennen ihn dann manchmal Besucher an seiner weißen Soutane. Sie skandieren sofort "Benedetto" - und hoffen, dass er sie dort unten über 520 Stufen tiefer und weit entfernt hört und zurückwinkt.

Diese Aussichtsplattform ist der Ausguck mit dem besten Überblick über das kleinste Land der Welt, über das letzte absolutistische Fürstentum Europas - über einen nur 440.000 Quadratmeter großen souveränen Staat mitten in Rom. Eine immer schmaler werdende Stiege führt zwischen innerer und äußerer Wand der Petersdomkuppel hinauf. Das Treppenhaus ist stickig, die Wände sind in Orange gefliest und auf den letzten Metern dient nichts als ein in der Mitte herabhängendes Seil als Geländer: kein ganz einfacher Aufstieg. Dafür ist von hier oben sogar der aus jeder anderen Perspektive verborgene Dachgarten oberhalb der päpstlichen Privatwohnung im Apostolischen Palast zu erkennen. Er war erst auf Geheiß von Johannes Paul II. angelegt worden. (Helge Sobik/DER STANDARD/Printausabe/09.10.2010)