Am Tag nach der Wahl sagte Michael Häupl: "Die Erkenntnis ist schmerzlich, aber ich muss von Alfred Gusenbauer lernen. Ein Kniefall vor dem Boulevard bringt nichts. Nicht wir brauchen die Krone, sie braucht uns. Unsere Inserate in Millionenhöhe und unsere Hilfe bei einer Kampagne, mit der sie ihre vor allem bei den Jungen rapide sinkenden Leserzahlen aufbessern möchte."

Am Tag nach der Wahl meinte Christine Marek: "Es war nicht nur das schlechteste Ergebnis, sondern auch der schlechteste Wahlkampf in der Geschichte der Wiener ÖVP. Der einzige Trost ist, dass wir bei der Jugend am allerschlechtesten abgeschnitten haben - das 'Geilomobil' war so vertrottelt, dass es sogar noch innerhalb der übrigen Katastrophen-Kampagne unangenehm aufgefallen ist." Am Tag nach der Wahl berichtete Maria Vassilakou: "Heute sind Vertreter der grünen Basis zu mir gekommen, um sich zu bedanken, weil wir ohne mich und Alexander Van der Bellen unter fünf Prozent gelandet wären. Sie wollen in Zukunft in Betracht ziehen, dass es auch in der Politik unterschiedliche Begabungen gibt."

Am Tag nach der Wahl erklärte H. C. Strache: "Ziel unseres am amerikanischen Vorbild Die Welle orientierten Experiments war es zu beweisen, dass man für den Erfolg eines auf Sündenböcken und Missgunst aufgebauten Wahlkampfs gerade in Wien, der Welthauptstadt des Neides, keine raffinierte, intelligente oder charismatische Figur wie Jörg Haider braucht. Das Ergebnis macht uns betroffen, die errungenen Mandate werden an Bürgerinitiativen und NGOs weitergegeben." Dass der Tag nach der Wahl auch der Tag der Wahrheit sei, ist natürlich nur ein frommer Wunsch. Aber die Hoffnung lebt, denn schließlich gab es sogar im Wahlkampf zwei Momente absoluter Ehrlichkeit, mit deren Original-Zitierung ich meine Kolumne beschließen möchte: Michael Häupl: "Der Spritzer ist immer leistbar. Das ist das Schöne an der Kommunalpolitik." H. C. Strache: "Ich bin die Hoffnung der Hoffnungslosen."(Florian Scheuba, DER STANDARD, Printausgabe, 12.10.2010)