In Salzburg zu sehen: Joan Miró, "Le Journal", 1972, Zeitungslithografie, Künstlerabzug.

Foto: VBK, Wien, 2010

Salzburg - Die Rolling Stones fragten 1966 in ihrem gleichnamigen Hadern Who Wants Yesterday's Papers? Und gaben auch gleich die Antwort. Niemand, sieht man von Archiven oder Recyclingbetrieben ab. Oder den Verkäufern in Britanniens Fish-&-Chips-Buden. Oder Künstlern, die Druckmedien als Ausgangsmaterial ihrer Werke benutzen.

Diesen ist die Schau PressArt im Museum der Moderne in Salzburg gewidmet, die ausgestellten Arbeiten wurden allesamt vom Schweizer Medien- und Wirtschaftsanwalt Peter Nobel zusammengetragen - damit sind sie Teil der insgesamt 700 Werke umfassenden "Sammlung Annette und Peter Nobel".

Die Kollektion folgt keinen enzyklopädischen Kriterien, vielmehr herrscht das Prinzip Beiläufigkeit. Kunst von Weltrang steht neben regionalen Arbeiten, was zu ungeahnten Verknüpfungen führt. Einziges Kriterium für das Hobby des Schweizer Advokaten ist, dass die Kunstwerke mit Zeitungen und Zeitschriften zu tun haben.

Also gibt es Bilder von Zeitungslesern ebenso wie Collagen aus Zeitungsausschnitten, die Printmedien können als Bildträger wie gestalterisches Element dienen. Beispielsweise eine Arbeit von George Braque mit dem Titel Fourrures oder Kurt Schwitters' Ohne Titel von 1947.

Gouagen von Joan Miró sowie Zeichnungen Alberto Giacomettis nutzen Zeitungen als Zeichengrund. Radikaler verwendeten die Dadaisten das Material, einen späten Dada-Nachhall gab es im frühen Punkrock der 1970er und dessen visuellen Äquivalenten, den Fanzines.

Letztere sind noch kein Sammelstoff von Herrn und Frau Nobel. Immerhin aber Kunstrichtungen der 1960er wie Pop Art, Fluxus, Arte Povera oder Nouveau Réalisme, die allesamt die Trennung von Kunst und Leben aufheben wollen und zu diesem Zweck mit Massenmedien arbeiten.

Bei Joseph Beuys fungieren Zeitungen als Träger seiner Botschaft von der sozialen Plastik, Günther Uecker klopfte für Das Schweigen der Schrift von beiden Seiten Nägel in eine Zeitung.

Unleserlich sind die Schriften beim Brasilianer Vik Muniz, der aus kleinsten Schnipseln Porträts fertigt. Und Christo hat aus der New York Times und dem Spiegel schön geschnürte Pakete gemacht - Hauszustellung für Normalsterbliche ausgeschlossen. (dog, DER STANDARD - Printausgabe, 12. Oktober 2010)