40 Millionen Euro soll die neue Klagenfurter Eishalle kosten, KAC-Präsident Karl Nedwed hat dafür private Investoren gefunden.

Foto: EC KAC

Wien - Der Rekordmeister aus Klagenfurt lacht von der Tabellenspitze und arbeitet parallel auf das Erreichen eines Meilensteins in der Klubgeschichte, die Errichtung einer neuen Heimstätte, hin. Einblicke in die aktuelle Situation gibt KAC-Präsident Karl Nedwed im Interview mit Hannes Biedermann.

derStandard.at: Herr Nedwed, was sagt Ihnen die Zahl 1055?

Nedwed: Da fällt mir im Moment ehrlich gesagt nichts ein.

derStandard.at: Das ist die Anzahl an Tagen, die vergangen ist, seit der KAC in Székesfehérvár zum letzten Mal gewinnen konnte - bis gestern. Wie groß ist die Erleichterung? 

Nedwed: Stimmt. (lacht) Die Erleichterung ist sehr groß. Zwar haben wir eine klare Führung aus der Hand gegeben, am Ende ist es aber gut gegangen. Es ist, das wissen wir ja aus eigener Erfahrung, nicht leicht, in Székesfehérvár zu gewinnen, die Ungarn sind zu Hause eine Macht. Umso schöner, dass es diesmal geklappt hat.

derStandard.at: Damit ist die Tabellenführung gefestigt und das obwohl der KAC heuer noch nicht an sein Leistungsoptimum herangekommen ist. Welche Faktoren sind für die aktuelle Situation ausschlaggebend?

Nedwed: Das ist sicher so, ja. Entscheidend ist meiner Meinung nach die unaufgeregte Vorbereitung auf die Saison, wir hatten unseren Kader mehr oder weniger schon im April beisammen. Das Team ist entsprechend gut eingespielt und hat daher gegenwärtig sicher Vorteile gegenüber personell sehr stark veränderten Teams.

derStandard.at: Der KAC ist Rekordmeister, führt die „ewige Tabelle" der Bundesliga mit 527 Punkten Vorsprung auf den Zweiten an, ist eine Institution im österreichischen Sport. Wie würden Sie den Verein charakterisieren?

Nedwed: Bei aller Bescheidenheit denke ich, dass es ohne den KAC das Eishockey in Österreich in dieser Form nicht geben würde. Gemeinsam mit Villach sind wir nach dem Ligacrash durch die Lande gezogen und haben auf vieles verzichtet, um wieder eine Meisterschaft zustande zu bringen. Das zeichnet den Klub ebenso aus wie die wirtschaftlich seriöse Arbeit, die wir machen. Beim KAC gibt es keine Skandale, der KAC ist eine Institution.

derStandard.at: Weg vom KAC, hin zur Liga, deren Präsident Sie fünf Jahre lang waren. Wie beurteilen Sie die aktuellen Entwicklungen der EBEL?

Nedwed: Die Liga ist hochprofessionell aufgestellt, das kostet natürlich auch Geld, allerdings deutlich weniger als das Präsidenten anderer Klubs verlautbarten. Ich finde es großartig, dass Dr. Karl Safron mein Nachfolger wurde. Er hat bei seinem Antritt ganz offen gesagt, dass er sein Amt sofort zur Verfügung stellt, sollte jemand, wie von einigen Vereinen oftmals gefordert, einen großen Sponsor bringen. Auch die vielfach angeprangerte überproportionale Repräsentation Kärntens in den Gremien der Liga ist kein wirklich stichhaltiges Argument. Im südlichsten Bundesland hat das Eishockey ganz einfach einen bedeutend höheren Stellenwert. Man bringt mehr Spieler hervor und es gibt mehr Funktionäre.

derStandard.at: Das heutige Gesicht der Liga bezüglich der Zusammensetzung der Vereine wurde in Ihrer Amtszeit geprägt, Sie haben die internationale Öffnung der Liga vorangetrieben. Welche Motive und Überlegungen standen dahinter?

Nedwed: Das war eine Notwendigkeit, wir können mit sechs oder acht Klubs keine Meisterschaft spielen, die von September bis April dauert, das ist den Zuschauern nicht zumutbar. Es gibt aber in Österreich außer den aktuellen keinen Verein, der bereit ist, in dieser Liga mitzuspielen. Wir haben einst sogar eine Million Euro an Sponsorgeldern aufgestellt, um einem Vorarlberger Verein den Ligaeinstieg schmackhaft zu machen. Dieser hat abgelehnt, da der Graben noch immer zu groß war. Insofern waren die slowenischen Vereine unsere Chance. Auch Medveščak stellt mit seinem tollen Publikumszuspruch eine Bereicherung dar, wenngleich man dort das Regulativ sehr großzügig auslegt.

derStandard.at: Welche Zukunftswünsche haben Sie für die EBEL?

Nedwed: Die Liga ist in Europa in Relation zur Größe der teilnehmenden Länder sehr gut positioniert. Die EBEL soll auch so ausgeglichen bleiben, denn von dieser Spannung lebt die Liga, wegen ihr kommen die Zuschauer in die Hallen. Außerdem wünsche ich mir zwei zusätzliche Vereine und vor allem die Rückkehr von Innsbruck.

derStandard.at: Zurück zum KAC: Wir haben uns vor fast drei Jahren erstmals über Ihr großes Projekt einer neuen Heimstätte für die „Rotjacken" unterhalten. Bis heute ist in dieser Angelegenheit noch vieles unklar. Woran scheitert die Umsetzung, welche sind die Bremsklötze?

Nedwed: Der Hallenneubau war politisch bereits in Form einer Drittellösung (Anm.: Finanzierung durch Bund, Land und Stadt zu gleichen Teilen) paktiert. Jetzt ist es aber so, dass sich in den meisten der entscheidenden politischen Positionen innerhalb der letzten zwei Jahre personelle Änderungen ergeben haben, auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich für die öffentliche Hand geändert.

derStandard.at: Also streben Sie einen anderen Weg an...

Nedwed: Ja. Ich bin eben wieder aus der Schweiz zurückgekehrt, habe mich ein weiteres Mal mit jenen Investoren getroffen, die unser Projekt umsetzen werden. In zwei, drei Wochen werden wir, so hoffe ich, Positives berichten können. Zu berücksichtigen ist die absolute Notwendigkeit eines Neubaus: Wir stoßen in unserer 51 Jahre alten Halle seit längerer Zeit an unsere Kapazitätsgrenzen. Die neue Arena soll je nach der Verteilung zwischen Sitz- und Stehplätzen 8.000 bis 10.000 Menschen Platz bieten, ich gehe davon aus, dass wir davon 60 bis 70 Prozent mit Abonnements belegen können.

derStandard.at: Der Errichtung des Klagenfurter EM-Stadions gingen jahrelange politische Streitigkeiten voraus. Was spricht dafür, dass die Errichtung der neue KAC-Halle nicht auch an solchen Grabenkämpfen scheitert?

Nedwed: Ganz einfach, wir brauchen die Politik nicht für unsere neue Halle. Bereits vereinbart sind die Förderungen betreffend der Eiszeiten, die Errichtung selbst wird aber eine private Investition ohne politische Beteiligung.

derStandard: Nochmals zurück zur etwas kurzfristigeren Zukunft. Im Kader des KAC stehen ein halbes Dutzend Spieler, die sich wohl schon im Frühherbst ihrer Karriere befinden, es stehen nach dieser Saison wohl einschneidende Veränderungen an. Wie planen Sie, diese zu bewältigen?

Nedwed: Das ist Sache der sportlichen Leitung, aber die grundsätzliche Richtung ist klar: Wir wollen mögliche Abgänge mit eigenen Spielern kompensieren, außerdem die Anzahl der Legionäre - heuer ist das ein Übergangsjahr - deutlich senken. Der Trend bei uns wird auch eindeutig in Richtung von jüngeren, frischeren Tranferkartenspielern gehen. (derStandard.at; 9 .Oktober 2010)