Daniel Kon (links hinter Ivica Vastic) kann Erfahrungen mit Antisemitismus nach zehn Jahren Unterliga "an einer Hand abzählen".

Foto: FK Austria

Wien - Die Wiener Austria hat am Donnerstag ein Zeichen gesetzt: Der Fußball-Vizemeister trat im Horr-Stadion gegen ein von Ivica Vastic gecoachtes Team des Trialog-Instituts an, das sich aus jüdischen, muslimischen und christlichen Spielern zusammensetzte. Mit 15:1 (5:0) entschied der Vizemeister das Spiel für sich. Philip Bauer sprach am Tag danach mit Daniel Kon, dem vielbeschäftigten Innenverteidiger der Allstars.

derStandard.at: Das Match der Trialog-Allstars gegen die Austria sollte ein "besseres Miteinander verschiedenster Kulturen und Religionen" bewirken. Wurde der Zweck erfüllt?

Daniel Kon: Ja, denn Religion war innerhalb unseres Teams kein Thema. Die Mannschaft bestand aus Spielern verschiedenster Herkunft, wir haben uns aber dennoch auf Anhieb blendend verstanden.

derStandard.at: Es gab also keine Cliquenbildung innerhalb Ihres Teams?

Daniel Kon: Wir haben uns zwei Mal getroffen, einige kannten sich, andere hatte man noch nie zuvor gesehen. Natürlich bilden sich unter dieser Voraussetzung zunächst kleine Gruppen, das hat sich aber sehr schnell aufgelöst. Sobald man auf dem Platz steht, sind ohnehin alle Barrieren weg.

derStandard.at: Wie weit war Ihnen Trainer Ivica Vastic dabei behilflich?

Daniel Kon: Er hat eine Ansprache gehalten, dabei aus seinem Leben und von seinen Erfahrungen berichtet, was es bedeutet als Fremder wahrgenommen zu werden. Natürlich war auch jene Zeit ein Thema, als er von Kroatien nach Österreich kam. Was er uns vor allem sagen wollte: wenn man sich öffnet und den Dialog sucht, fällt einem alles leichter.

derStandard.at: Erreicht man mit so einer Veranstaltung überhaupt jene Menschen, die es wohl am nötigsten hätten?

Daniel Kon: Es ist in erster Linie ein Statement, es wird Stellung bezogen. Es ist ein Zeichen, dass es sinnvoller ist aufeinander zuzugehen, als zu hetzen und Ängste zu schüren.

derStandard.at: Sie spielen seit zehn Jahren für Maccabi Wien. Mussten Sie in diesen Jahren auf Spiel- oder im Umfeld Erfahrungen mit Antisemitismus und Rassismus sammeln?

Daniel Kon: Selten. Es gab vielleicht den ein oder anderen Spruch aus dem Publikum oder von einem Gegenspieler. De facto kann man die unangenehmen Erfahrungen aber an einer Hand abzählen.

derStandard.at: Und als Fan der Wiener Austria?

Daniel Kon: Ich denke nicht, dass im Stadion allgemein ein xenophobes Klima herrscht. Es gibt aber leider einige Menschen, die versuchen ein derartiges Klima ins Stadion zu tragen.

derStandard.at: Zurück zum Spiel: 1:15 - hätten Sie die Austria barmherziger erwartet?

Daniel Kon: Nein, das sind schließlich Profis, die unter leicht verschärften Bedingungen eine gute Trainingseinheit abgeliefert haben. Ich habe mir schon erwartet, dass sie Dampf machen werden.

derStandard.at: Auf wie viel Prozent haben die Bundesligisten agiert?

Daniel Kon: (lacht) Naja, hundert waren es wohl nicht. Ich glaube aber nicht, dass man uns das Tor geschenkt hat. Bei 12:0 hat vielleicht die Konzentration nachgelassen.

derStandard.at: Als Innenverteidiger waren Sie wohl nicht unterbeschäftigt?

Daniel Kon: Nein, ich bin vor allem noch nie so oft überlaufen worden. Wenn man auf zwei Schritten zehn Meter verliert, dann wähnt man sich plötzlich in einer anderen Sportart. Tempo und Technik sind beeindruckend, vor allem wenn man bisher nur in der Unterliga aktiv war. Das ist eine andere Welt. (derStandard.at; 8. Oktober 2010)