Oskar freundet sich mit der Dame in Rosa an

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Amir spielt den kranken 10-jährigen Oskar

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Ein nichtsahnender Lehrer betritt das Klassenzimmer und bekommt darauf eine am Türrahmen angebrachte Wasserbombe ab - inklusive großem Gelächter der Kinder. Als er wütend fragt, wer das war, zeigen alle auf den Jungen mit der Kappe. Da verfliegt auf einmal die Wut des Lehrers.

Auch bei den zwei Streichen, die folgen, wird der Lehrer sanftmütig, sobald feststeht, dass Oskar (liebenswert gespielt von Amir) alles eingefädelt hat. Diese Sonderbehandlung gefällt dem Jungen gar nicht, ein Scherz macht nur halb so viel Spaß, wenn sich der Lehrer dabei nicht so richtig ärgert.

Unheilbar krankes Kind

Auch die Erwachsenen in der Klinik behandeln Oskar mit besonderer Nachsicht. Der Junge findet schon bald den Grund dafür heraus. Oskar hat Leukämie und wird bald sterben. Das hat ihm keiner mitgeteilt, er hat ein Gespräch zwischen seinen Eltern und dem Klinikleiter (Max von Sydow) mitgehört.Die Eltern sind schockiert und wollen den Jungen nicht gleich sehen oder ihm gar die Wahrheit sagen, dazu fehlt ihnen der Mut. Von da an, hasst Oskar alle Erwachsenen, insbesondere seine Eltern, die für ihn nur mehr Feiglinge sind. Oskar wird klar, dass er als Patient, bei dem die Therapie nicht anschlägt, dem Krankenhauspersonal keine Freude mehr macht. Von nun an redet er mit keinem Erwachsenen mehr.

Eine Welt in Rosa

Nur mit der Dame in Rosa (Michèle Laroque), der er zufällig im Krankenhaus über den Weg läuft, bepackt mit rosa Pizzaschachteln und gekleidet in Rosa, will das kranke Kind sprechen. Denn die ist anders als die restlichen feigen Erwachsenen. Sie redet nicht lange um den heißen Brei herum, ist manchmal schroff und kann ganz derbe schimpfen. Die Dame in Rosa behandelt Oskar ganz normal, hat keine Angst das Wort Tod in den Mund zu nehmen und erzählt ihm von ihrer Vergangenheit als Catcherin.

Fantastische Bilder

Für Oskar (und die Zuseher) eröffnet sich von da an eine andere, schillernde Welt voll farbintensiver Bilder, in der es nicht um seine Krankheit geht. Rose, die Dame in Rosa, die die nächsten zwölf Tage, also bis zum 31. Dezember, den Jungen besuchen wird, fördert die Vorstellungskraft des Kindes, indem sie mit ihm ausmacht, dass für ihn jeder Tag zehn Lebensjahre ausmacht. Sie bringt ihn auch dazu, Briefe an Gott zu schreiben.

So durchlebt das todkranke Kind, das von Tag zu Tag körperlich schwächer wird und schnell ermüdet, in zwölf Tagen ein ganzes Leben, vom Teenager mit den ersten Liebeswirren bis zum Erwachsenen mit einer Midlife-Krise und schließlich zum Greisenalter. "Es ist nicht schön alt zu werden", stellt Oskar fest.

Hervorragendes Ensemble

Der Autor und Regisseur Eric-Emmanuel Schmitt ("Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran") schafft es (großteils) nicht zu sentimental an das Thema Tod und Leiden heranzugehen.Immer wieder ist das wache Auge des Kindes in Nahaufnahme zu sehen, es geht hier klar um die Perspektive eines fantasievollen Kindes, dessen Fantasie von der Dame in Rosa zusätzlich angefacht wird. Sie schafft es dem Kind die Krankheit, die seinen Körper befallen hat, gedanklich auszutreiben, etwas worin die anderen Erwachsenen kläglich scheitern.

"Oskar und die Dame in Rosa" liefert farbenprächtige Bilder, die Darsteller sind bis in die kleinsten Nebenrollen gut und überzeugend besetzt. Schließlich sind es auch Laroque und Amir die mit ihrer Freundschaft dem Film, der sich abwechselnd um Tod und Fantasie dreht, in all der Buntheit und Traurigkeit eine lebensnahe Bodenständigkeit verleihen.

Und so machen die hervorragende Besetzung und die farbintensive Bildlandschaft so einige zu rührselige Szenen und manche Dialoge, die sich zu sehr um den Gottesglauben drehen und aus esoterischen Lebensratgebern stammen könnten, selbst für nicht so gläubige Zuseher zu einem Filmerlebnis der besonderen Art.