Science Busters: "Wer nichts weiß, muss alles glauben". Econwin-Verlag, 234 Seiten / 21,90 Euro

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Immer wenn die Science Busters in der Nähe sind, heißt es auch irgendwann fast entschuldigend: Die Naturwissenschaften müssen mit Leichtigkeit und Humor vermittelt werden, damit sich mehr dafür interessieren als bisher. Statistiken über tatsächlich nicht gerade berauschende Studentenzahlen werden hervorgeholt. Die meisten Zuhörer nicken zustimmend. Die Frage, wie viele Schüler sich aufgrund eines Auftritts der Science Busters für ein Studium der Hochleistungslasertechnik und gegen Publizistik entschieden haben, wird nicht erörtert.

Das muss ja auch nicht sein. Die Science Busters in Person von Werner Gruber, Heinz Oberhummer und Martin Puntigam sind längst eine perfekt laufende Marketing-Maschine geworden, die im Erfolg ihre größte Rechtfertigung hat. Eine Maschine, die ihr Publikum findet, das glücklich ist, für Wissenschaft doch nicht zu dumm zu sein, dankbar in die Buchhandlung geht, um das neue Buch der Herren zu kaufen - und beim ORF-Fernsehen, wenn Gruber den Experten für den Teilchenbeschleuniger LHC spielen darf, ein freudiges "Schau, das ist der vom Kabarett" ausstößt. So funktioniert im Land, in dem einst Josef Broukal für einen Wissenschafter gehalten wurde, die Markenbildung für ein Massenpublikum. Wer würde da schon tiefschürfende Erkenntnisse erwarten?

Daher ist das neue Buch Wer nichts weiß, muss alles glauben, auch keine große Überraschung. Geboten werden schon einige Informationen, mit denen man beim Treffen mit Freunden und Kollegen am Stammtisch prahlen könnte. Irgendwann "In erster Linie sind Verliebte drogensüchtig" ins Gespräch zu werfen, davon haben alle Leser und Leserinnen sicher schon lange geträumt, zumal sie dann, aber nur nach Lektüre des Buches, "der Hypothalamus ist der Drogenboss, die Hypophyse der Dealer" ergänzen können. Mit folgender Erklärung: "Die Areale, in denen sich Liebe in unseren Köpfen abspielt, sind weitgehend dieselben, die auch auf Drogen wie Kokain reagieren." Warum zuerst vom Boss und vom Dealer die Rede war, ist dann eigentlich egal, das wird auch im Buch nicht näher erklärt. Hauptsache, man konnte mit griffigen Vergleichen einen Treffer landen.

Der Spaß soll da schon im Vordergrund stehen. Deswegen werden im Kapitel "Liebe" besonders merkwürdige Forschungsarbeiten beschrieben. Sex in einem funktionellen Magnetresonanztomografen zum Beispiel. Dabei habe man festgestellt, dass sich bei der Frau "weite Teile des Gehirns abschalten", dass "beim Mann hingegen alles feuert, was er zur Verfügung hat." Mit einem derart gelungenen Wortwitz wird auch das Thema Sex in der Schwerelosigkeit erörtert: Was tun, wenn Mann und Frau im All kopulieren wollten? Antwort der Autoren: Aufgrund des Dritten Newton'schen Gesetzes würde sie davonschweben, woraufhin gleich drei Methoden angeboten werden, um das Problem zu lösen.

Aber natürlich geht es nicht nur um Liebe und Sex. Die Autoren erklären zum Beispiel auch, dass Wasser kein "Gedächtnis" habe, Harn also nicht als Soda zurückkomme, um "Hallo ich war Ihr kleines Geschäft" zu sagen. Goldfische dagegen hätten ein Erinnerungsvermögen von mehreren Monaten. Was letztlich aber nur unbefriedigend geklärt wird, ist die Frage, warum ein Mensch einen Witz lustig findet, ein anderer aber ganz und gar nicht. Vielleicht gelingt es im nächsten Buch. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 06.10.2010)