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Jérôme Kerviel schuldet seinem früheren Arbeitgeber die absurde Summe 4,9 Milliarden Euro.

Foto: Reuters/Charles Platiau

Vorweg einige Zahlen: 70 Mal schepperten intern und extern die Alarmglocken. Doch die Société Générale ließ ihn arbeiten - solange der Börsestar Jérôme Kerviel Gewinne einfuhr. 50 Milliarden Euro nahm der damals 30-Jährige dafür in die Hand. Ausgemacht waren 125 Millionen. Anfang 2008 waren 4,9 Milliarden Euro verzockt, perdu. Der höchste Spekulationsverlust aller Zeiten. Wie oft Kerviel dabei die Augen schloss, ist nicht bekannt.

Jetzt wandert Kerviel ins Gefängnis. Ein Pariser Gericht sprach den einstigen Banker der Veruntreuung für schuldig. Fünf Jahre Haft, davon drei unbedingt, muss der Händler mit dem unglücklichen Händchen absitzen. Außerdem verdonnerte ihn der Richter, die Miese, die er angerichtet hat, auf Euro und Cent der französischen Großbank zurückzuzahlen. Kerviel, interimsmäßig als Informatikberater tätig, wird dafür lange arbeiten müssen. Mit einem Gehalt von 2.300 Euro nämlich - Daumen mal pi - 177.000 Jahre. Ein paar auf oder ab kümmert uns heute wenig. Die Geldstrafe, eine Farce?

Man erinnere sich an die Rekordsumme von 160 Millionen Euro, die eine spanische Regionalmannschaft jüngst beim Super-Jackpot des Landes einheimste oder denke an die Goldmarie, die in einer US-Lotterie 370 Millionen Dollar erspielte. Astronomische Summen, die neben Kerviels Schulden nicht mehr als kleine Häppchen sind. Selbst wenn die von ihm im Juni vorgestellte Autobiographie "Das Räderwerk - Memoiren eines Händlers" 100 Jahre lang auf den Bestsellerlisten bliebe, es reichte bei weitem nicht aus. Das Gericht musste ein Exempel statuieren, mehr kann hinter einem solchen Urteil nicht stecken.

Denn nicht nur Kerviel hat sich verspekuliert, sein Arbeitgeber hat es, ebenso wie der zur Zeit berühmteste Anwalt des Landes. Olivier Metzner, unbezahlte Lichterscheinung und Verteidiger Kerviels, hat sich wohl den Coup seines Lebens erhofft. Bleibt nur die Hoffnung auf die Berufungsverhandlung. Sollte es bei dem Urteil bleiben, ist für ihn hier nichts mehr zu holen. Fin de partie. (Sigrid Schamall)