Empört über gesellschaftliche Verhältnisse - nicht nur in Österreich: Erich Hackl.

Foto: Robert Newald

Erich Hackl schreibt gegen das Vergessen und Wegschauen an. Authentische Personen und Begebenheiten aus dem "Zeitalter der Extreme" sind es, die der Autor in seinen literarisch-historischen Reportagen "ausgräbt" . Seine Protagonisten kämpfen gegen Unrecht, empören sich über gesellschaftliche Verhältnisse: Es geht um Faschismus und den Widerstand gegen die totalitären Unrechtsregime. Der in Wien und Madrid lebende Hackl interessiert sich für Geschichte(n) aus Österreich, Spanien wie Lateinamerika. Heute stellt er sein jüngstes Werk vor: In "Familie Salzmann. Erzählung aus unserer Mitte" (Diogenes) folgt er den Spuren einer Familie über drei Generationen und quer durch die beiden deutschen Staaten, durch Österreich, Frankreich und die Schweiz.

In den 1990ern beginnt Hackls Geschichte von der (fast) ungebrochenen Kontinuität von Verfolgung und Unrecht: Weil bekannt geworden ist, dass seine Oma in einem KZ ermordet worden ist, wird ein junger Mann an seinem Arbeitsplatz - der steirischen Gebietskrankenkasse - gemobbt. Das Opfer dieses antisemitisch motivierten Mobbings heißt Hanno Salzmann, sein Großvater Hugo war ein kommunistischer Widerstandskämpfer, der Internierung und Exil überlebt hatte. Wie immer hat Hackl akribisch in Archiven recherchiert und Zeitzeugen interviewt, freilich bleiben Leerstellen in der Geschichte. Schließlich handelt es sich um dokumentarische Fiktion, die aber keineswegs einen ungebrochenen Helden stilisieren möchte, sondern zeigt, dass so mancher im Kampf für eine menschlichere Gesellschaft der eigenen Familie zu wenig Menschlichkeit entgegenbringt. Lesung des Autors und Gespräch. (dog/DER STANDARD, Printausgabe, 6.10. 2010)