Distanziert und doch nah: Peter Pertusini und Katharina Hofmann in "Gut gegen Nordwind"

Foto: Reinhard Winkler

Linz - Daniel Glattauers Erfolgsroman Gut gegen Nordwind ist, dialogisch gebaut und sprachlich ausgefeilt, wie für die Bühne geschaffen, auch für jene der Linzer Eisenhand. Leo Leike und Emmi Rothner hat der Zufall in Verbindung gebracht. Eine launige Magazinabbestellung via E-Mail und verirrte Weihnachtsgrüße wecken Leos Schreiblust, seine nicht minder eloquenten Antworten die Neugier Emmis. Es entspinnt sich ein elektronischer Briefverkehr, der die beiden Zeile für Zeile näher bringt.

Harald Brückner setzt die Behutsamkeit dieser Annäherung geschickt in die Führung der Schauspieler um. Peter Pertusini und Katharina Hofmann spielen ein Paar, das sich auf der Bühne wahrnehmen und aus dem Augenwinkel beobachten darf, immer wieder in Bewegung ist, sich analog zum Geschriebenen annähert und voneinander entfernt. Ein vertrautes Nebeneinander entsteht, in dem Distanz und Nähe der E-Mails in nuanciertes Spiel übersetzt werden.

Fein gesponnen sind auch die atmosphärischen Verdichtungen: Draußen folgt auf Regen Schneeregen, dann Schnee. Die Lage ist trist. Doch tröstlicherweise tröpfeln drinnen auf den Bildschirmen die Sätze ein. Im Zentrum der Bühne rieseln die Buchstaben über einen weißen Bogen, eine Projektions- und Sitzfläche die neben einem Sessel die einzige Bühnenausstattung markiert (Raum: Florian Parbs). Dazu darf dann auch Bernhard Fleischmanns Soundtrack etwas hervortreten, der sich ansonsten subtil zurückhält.

Getragen wird die digitale Liebesgeschichte von der Sprache, die mal keck, mal sehnsüchtig ausfällt, ohne dabei auf Ironie zu verzichten. Vor allem Katharina Hofmann weiß das auch in reizvolles Spiel umzusetzen.

Der Wortwitz verschwindet jäh, als sich Emmis Ehemann aus dem Off meldet und Leo zu einem Treffen mit seiner Frau nötigen will. Das imaginierte und jeweils überhöhte Gegenüber würde sich dabei von selbst entzaubern, so das Kalkül des Gatten. Ob es aufgegangen wäre, erfährt man nicht. Denn zuvorderst reißt daraufhin der feine Faden der Korrespondenz. (Wolfgang Schmutz/DER STANDARD, Printausgabe, 6.10. 2010)