Während leuchtend rote Hintern bei diversen Affenarten als weithin sichtbares Sexualmerkmal bekannt sind, ging man bisher davon aus, dass Brüste und Brustwarzen bei unseren nächsten Verwandten in dieser Hinsicht keine Rolle spielen. Wie sich zeigte stellen Japanmakaken hier eine Ausnahme dar.

Foto: Bernard Wallner

Wien - Bisher gingen Biologen davon aus, dass Brüste und Brustwarzen bei Affen als Sexualmerkmal keine besondere Rolle spielen. Wissenschafter um Bernhard Wallner vom Department für Anthropologie der Universität Wien haben nun aber eine Ausnahme entdeckt: Beobachtungen zeigten, dass sich bei Japanmakaken-Weibchen zum Zeitpunkt der möglichen Befruchtung die Rötung der Brustwarzen intensiviert, was als Fruchtbarkeitssignal gilt.

Im Gegensatz zu Menschen sind Affenweibchen nicht das ganze Jahr fruchtbar. Die Paarungszeit der Japanmakaken ist zwischen Herbst und Winter. Während dieser Periode gehen die ansonsten in großen Gruppen lebenden Tiere kurze Paarbeziehungen ein, wobei die Weibchen mit verschiedenen Partnern hintereinander liiert sein können. Die Jungen kommen im darauffolgenden Frühling auf die Welt. Während der Stillzeit sind die Mütter in der nächsten Fortpflanzungsperiode nicht befruchtungsfähig.

Wallner hat mit Kollegen am "Affenberg Landskron" in Kärnten, wo sich 131 Exemplare fast wie in freier Natur bewegen, Gesichter, Gesäße und Brustwarzen auf ihre Funktion als Sexualmerkmale untersucht und dazu Unterschiede zwischen stillenden und nicht stillenden Weibchen zu verschiedenen Zeitpunkten des Jahres analysiert.

Hormonspiegel und roter Hintern

Es zeigte sich, dass das Gesäß von nicht stillenden Weibchen sich bereits gegen Ende der sexuell nicht aktiven Phase intensiver rot zu verfärben beginnt, gleichzeitig verändern sich bestimmte Hormonspiegel der Affenmädchen. Die intensive Rotfärbung bleibt dann während der sexuell aktiven Phase bei den empfängnisbereiten Tieren erhalten, wie Wallner und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Primates schreiben.

Während sich die Gesichtsfärbung im Zusammenhang mit Sexualität kaum verändert, stellten die Wissenschafter bei der Färbung der Brustwarzen Unterschiede fest. So nimmt die Intensität der Rötung zum Zeitpunkt der möglichen Befruchtung bei den nicht stillenden Weibchen zu. "Zusammen mit dem Signal des dauerhaft roten Gesäßes während der sexuell aktiven Phase ermöglicht die Färbung der Brustwarzen den Männchen eine Art 'Feintuning'", erklärte Wallner.

Die durch die Geburt hervorgerufenen physiologischen Veränderungen unterdrücken die Abgabe des Sexualhormons Östradiol - eines der wichtigsten natürlichen Östrogene - und verhindern den Eisprung. Bei Weibchen in fruchtbaren Zyklen verändert sich durch Östradiol die Rötung von Gesicht, Gesäß und Brust. Bis zum Zeitpunkt des Eisprungs nimmt die Farbintensität durch gesteigerte Hormonkonzentration kontinuierlich zu. Diese Hautareale sind daher attraktive sekundäre Geschlechtsmerkmale. Nach dem Eisprung und/oder erfolgreicher Geburt verblassen die Rötungen wieder. (red/APA)