Gert Scobel (rechts) moderiert oft interessante Sendungen, meist auch in einer geschlechtergerechten Sprache. Der letzte Donnerstag ging allerdings daneben.

Foto: 3 Sat/scobel - http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=20624

Belastungstests für Plüschtiere, wie fühlen sich Antarktis-Bedingungen an, Lichtnahrung oder Stellungnahmen von NaturwissenschaftlerInnen über einen Yogi, der seit Jahrzehnten keine feste Nahrung zu sich genommen hat. Das sind ein paar Stoffe, aus denen etwa das Wissenschaftsmagazin Newton (ORF 1, Samstag 18:25 Uhr) gemacht ist. Auch sonst bedient man sich in der Wissenschaftsvermittlung im TV gerne an lustigen Experimenten und bizarren Naturphänomenen, die dann von NaturwissenschaftlerInnen erklärt werden.

"Scobel" auf 3 Sat ist da eine angenehme Ausnahme. Die Sendung versteht sich zwar nicht als klassisches Wissenschaftsmagazin, hat aber dennoch den Anspruch "Erkenntnis zu vermitteln", so die Website der Sendung. Außerdem würde der Moderator Gert Scobel "interdisziplinär die Vielfalt der Themen aus Kultur, Natur- und Geisteswissenschaften und Gesellschaft" vermitteln, was - soweit gesehen - ganz gut gelingt. Letzten Donnerstag aber ging bei "Scobel" einiges schief.

Eine wichtige Zutat: Eine spezielle Frau

"Ist das Essen ein Spiegel unserer Gesellschaft? Was zeigt dieser Spiegel?" wollte die Sendung klären. Helfen sollten dabei der Medientheoretiker Lutz Hachmeister, Restaurantkritiker Jürgen Dollase und die Philosophin und Kulturwissenschafterin Iris Därmann zwischen und nach den Beiträgen. Ein Beitrag über Spitzenköche ließ eine zum ersten Mal die Stirn in Runzeln legen, waren die Helden der europäischen Küchen natürlich durchwegs Männer. Der dänische Gourmetkoch René Redzepi schoss schließlich den Vogel ab, als er zu den nötigen Bedingungen für ein Leben als Starkoch eine sehr "spezielle Ehefrau" zählte. Nicht genug, dass bei "Scobel" von "wahren Meistern ihrer Kunst" und "Könige ihres Fachs" geschwärmt wurde, auch vor den passenden Ehefrauen-Qualitäten für den Sternekoch von heute wurde nicht halt gemacht.

Ausgerechnet bei diesem Thema

Und auch nach dem Beitrag wurde es nicht besser. Iris Därmann kam kaum zum Einwerfen, als die Herren samt Moderator Gert Scobel nochmal richtig über Spitzenköche, "perfekte Produkte", dem richten Arrangement auf dem Teller und die Sinnhaftigkeit von Michelin-Sternen loslegten. Denn bei letzterem müsse man schon sagen, es gibt "vielleicht auch Männer in Australien", die einen Stern verdienen würden, aber dort würden eben keine vergeben werden. So war nicht nur Frau Därmann außen vor, auch alle anderen Frauen - ja es gibt sie auch in Spitzengastronomie - wurden sprachlich gekonnt und konsequent negiert.

Eine höchst unappetitliche Sendung über Köche, Essen und Genuss, in der zu guter Letzt das ansonsten in Wissensendungen so beliebte Anschauliche dann doch nicht fehlte: So schnell landet man vom Verzicht auf "Köchinnen" im Speziellen und auf das Femininum im Allgemeinen dort, in höchst anerkannten und umschwärmten Berufsfeldern nur mehr von Männern zu sprechen. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 6.10.2010)