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Mikroorganismen am Bauernhof können das Immunsystem stärken

Foto: AP/Winfried Rothermel

Bayreuth - Kinder, die in einem landwirtschaftlichen Betrieb leben, erkranken nachweislich seltener an Allergien oder Asthma als gleichaltrige Stadtkinder. Vermutet wird, dass dieser sogenannte "Bauernhofeffekt" insbesondere durch Mykobakterien hervorgerufen wird. Denn diese Mikroorganismen können wesentlich zu einer Stärkung der Immunabwehr beitragen.

Aufgrund bisheriger Forschungen wusste man bisher nur allgemein, dass es in landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung verschiedenste Reservoire für Mykobakterien gibt. Genauere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, war daher das Ziel zweier Studienarbeiten, die kürzlich am Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität Bayreuth entstanden sind. An welchen Standorten eines Bauernhofs treten Mykobakterien vermehrt auf? Und was sind die Ursachen dafür? Hinsichtlich dieser Leitfragen wurden Kuhställe, ein Schweinestall und verschiedene Nutzflächen eines landwirtschaftlichen Betriebs in Oberfranken untersucht.

Unterschiedliche Verteilung von Mykobakterien

Insgesamt stellte sich heraus, dass Proben mit einer besonders hohen Gesamtzahl von Mikroorganismen auch vergleichsweise viele Mykobakterien enthielten. Ein besonders signifikantes Teilergebnis laut den Studienautorinnen Julia Lockhauserbäumer und Maria Schreiner: Mykobakterien konnten im Staub sowie auf dem Boden des Kälberstalls und des Bullenstalls, nicht jedoch im Milchkuhstall nachgewiesen werden. Dieser Unterschied hängt vermutlich mit dem Alter der Ställe zusammen. Denn je älter die Ställe sind, desto größere Oberflächen aus Holz sind darin vorhanden, und desto mehr Mykobakterien wurden in den Proben gefunden. Als weitere Ursache kommt die Art der Tierhaltung in Frage: Im Kälber- und im Bullenstall werden die Tiere in kleinen Gruppen gehalten, während die Milchkühe im Freilaufstall mehr Bewegungsfreiheit haben. Dass hier überhaupt keine Mykobakterien isoliert werden konnten, ist möglicherweise auch in geschlechtsspezifischen Unterschieden begründet, heißt es in der Aussendung der Uni.

"Bis wir ein klares Bild von den Ursachen haben, die solche unterschiedlichen Verteilungen von Mykobakterien in der Landwirtschaft bewirken, sind zahlreiche weitere Forschungen nötig", erklärt Oliver Kreß, der als Projektleiter die Studienarbeiten betreut hat. "Derzeit sind noch viele Fragen offen. Beispielsweise haben wir bisher noch keine zureichende Erklärung dafür, weshalb nur im Bodendreck, aber nicht im Staub des Schweinestalls Mykobakterien enthalten waren."

Die Studienautorinnen konnten zahlreiche weitere Reservoire von Mykobakterien identifizieren, wie etwa Kälbermist, Kuh- und Bullengülle und Felderde. Hingegen ließen sich aus der Heu- und Maissilage, die luftdicht gelagert wird, keine Mykobakterien isolieren - offensichtlich deshalb, weil sie zum Wachstum auf Sauerstoff angewiesen sind. Insgesamt aber zeigen die beiden Studienarbeiten, dass die auf dem Bauernhof lebenden Menschen relativ häufig mit Mykobakterien in Kontakt kommen. Daher stützen sie die Annahme, dass Mykobakterien in einem engen Kausalzusammenhang mit dem "Bauernhofeffekt" stehen. (red)