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Präsident Uli Hoeness und CEO Karl-Heinz Rummenigge erkennen den Ernst der Lage.

Foto: APA/AP/Meissner

München - Bayern-Spieler in zünftigen Lederhosen und feschen Gamshüten, die sich ausgelassen mit einer Maß Bier zuprosten, haben zu Oktoberfest-Zeiten Tradition, sind also Pflicht. Nach dem 0:2 bei Borussia Dortmund, der den schlechtesten Saisonstart aller bisherigen Zeiten von Bayern München besiegelte, wurde der für Montagabend geplante Besuch von höchster Stelle abgesagt. Nur zwei Siege und acht Punkte nach acht Spieltagen sowie der zwölfte Tabellenplatz mit 13 Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Mainz ließen Präsident Uli Hoeneß vom "Super-GAU" sprechen.

"Einigen ist nach der guten Vorsaison die Höhenluft nicht bekommen", wetterte Hoeneß. Er kritisierte erstmals indirekt auch Trainer Louis van Gaal, der erst kürzlich seinen Vertrag vorzeitig bis 2012 verlängerte. "Dass wir die guten Chancen nicht verwerten, reicht mir als Erklärung nicht mehr aus. Wir gewinnen zu wenig Zweikämpfe. Wir dürfen uns nicht mehr in die Tasche lügen."

Gegen die Dortmunder hatten die Bayern in der Statistik klare Vorteile, etwa im Ballbesitz (62 Prozent) oder im Eckball-Verhältnis (8:1). Die Tore freilich schoss der Gegner. Bayerns Mario Gomez ließ vor der Pause gleich vier Hochkaräter ungenutzt. "Man kann uns jetzt wieder an die Wand schreiben", sagte der 25-jährige Stürmer. "Dabei haben die Dortmunder zu Beginn nicht gewusst, wo links und rechts ist."

Überhaupt wirkt die vielgepriesene Offensive der Münchner mit WM-Torschützenkönig Thomas Müller, Miroslav Klose, Ivica Olic und Gomez im Abschluss beschämend ratlos. Nur fünfmal konnten die Bayern jubeln, kein Team der Liga traf seltener. Van Gaal gingen nach der Pleite gegen Dortmund die Erklärungen aus. "Aus zwei Metern konnten wir kein Tor schießen. Da kann man als Trainer nicht viel sagen."

Franz Beckenbauer fand deutlichere Worte zu den Befindlichkeiten beim deutschen Rekordmeister. "Der Rückstand ist Wahnsinn. Normalerweise ist das kaum aufzuholen. Eine Serie von zehn Siegen ist der Mannschaft in dieser Besetzung ja nicht zuzutrauen." In der Tat wurde noch nie ein Team nach solch einem schwachen Start deutscher Meister.

Das verletzungsbedingte Fehlen der Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben konnten die Bayern bisher nur in der Champions League mit Siegen gegen AS Rom (2:0) und den FC Basel (2:1) erfolgreich kaschieren. In der Meisterschaft fehlen Kreativität und Kaltschnäuzigkeit der beiden an allen Ecken und Enden.

Nach der Länderspielpause wartet am 16. Oktober der Tabellen-Dritte Hannover. "Ich erwarte, dass wir unsere Fans entschädigen für das, was wir in den letzten Spielen abgerufen haben", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Jetzt stecken wir in der Scheiße, jetzt müssen wir zusehen, dass wir aus der Scheiße wieder rauskommen." (DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 5. Oktober 2010, krud, sid)