Wenn sie nach Hause kommt, schnauft die Ottakringerin Dolores Schmidinger vor lauter Erleichterung mal ordentlich tief durch.

(Foto: Lisi Specht)

Foto: Lisi Specht

Die Wiener Kabarettistin Dolores Schmidinger wohnt in einem Ottakringer Reihenhaus, aus dem sie niemals ausziehen würde. Michael Hausenblas war zu Besuch.

"Ich wohne in diesem Reihenhaus seit 1983. Es liegt in Ottakring, aber schon ganz weit draußen. Mir war seinerzeit sofort klar, dass das die schönsten Reihenhäuser sind, die ich je gesehen hab. Besonders dieses hier. Man kann hier gut lärmen, obwohl ich nicht mehr so laut bin, seit ich allein wohn. Ursprünglich waren das Genossenschaftsimmobilien. Später wurden die dann zum Verkauf angeboten. Mein Vater hat mir ein stattliches Sümmchen überlassen. Und nun ist es also ganz meins!

Langsam ist es an der Zeit, dass hier einmal ordentlich investiert wird. Da sind zum Beispiel jede Menge Spechtlöcher in der Außenfassade. Ich geb das Geld aber lieber für innen aus. Als Erstes kommt die Küche dran. Die wird von Ikea sein, kost' aber trotzdem 6000 Euro.

Die Wohnfläche beträgt 130 Quadratmeter, dann gibt's noch einen Keller mit 70. Den nutz ich als Abstell-, aber auch als Proberaum. Und sogar als eine Art Fitnesskammerl! Ich hab mir bei Tele-Shopping ein paar so Geräte bestellt. Das Klumpert von denen kauf ich besonders gern. Eigentlich geh ich aber lieber ins Studio. Dort hab ich eine Ansprache. Und dann ist da noch der Garten mit 450 Quadratmetern, aber den derpack ich nimmer. Da muss die Gärtnerin ran.

Aufgewachsen bin ich in einer tristen Altbauwohnung im 7. Bezirk. Es war finster, es gab keine Bäume, und meine Mutter ist sehr ungern ins Grüne gegangen. Alles war grau, in mir war's auch grau. Hier bin ich total im Grünen und doch fast in der Stadt.

Ich bin gern daheim. Manchmal komm ich nach Haus und schnauf vor Erleichterung ganz tief durch. Wohnen ist eine Art kleiner Himmel, den ich mir gestalten kann, wie ich will. Ich kauf mir immer die englische Elle Decoration und Living etc., weil ich schon auf dem neuesten Stand sein will. Ich fahr nämlich total auf Trends ab. Nach Vorbildern aus einem Magazin hab ich auch die Vasen arrangiert. Ich find's super, dass Farben endlich wieder in sind.

Generell würd ich mein Einrichtungsverhalten, na ja, eklektizistisch nennen. Auf keinen Fall minimalistisch. Das geht bei mir nicht. Es ist ein Segen, dass dieses reduzierte Neunzigerjahre-Zeug nicht mehr en vogue ist. Außerdem mag ich gern skurrile Sachen wie dieses Schaf oder meine große Einstein-Figur oder den Zwerg, der seinen Hintern herzeigt. Ich hab sogar einmal ein Bild fürs Klo sticken lassen, auf dem ein Mäderl mit einem Hund sitzt. Ganz grauslig!

Pingelig bin ich gar nicht. Wenn was herumsteht, dann steht halt was herum. Wenn ich allerdings aufräum, dann aber hallo! Da saug ich jedes Fitzerl auf. Die Putzfrauen fahren ja nur so larifari drüber. Ich sag nur, gut, dass die Zeitungsfotografin heut auf Besuch war. Wir haben ordentlich was weitergebracht.

Wohnen, das ist auch Lesen, Arbeiten und Fernschauen. Hin und wieder mal umstellen und umdekorieren und so, weil das brauch ich auch. Und dann und wann gibt's eine Riesenparty. Leute einladen ist ganz wichtig. Wunderbar. Nach außen hin bin ich allerdings ein bisschen soziophob geworden. Ich gehe so ungern zu Events. Bei manchen muss man sich halt blicken lassen.

In großer Geldknappheit, die mich hie und da befallen hat, hab ich mir überlegt, das Haus zu verkaufen. Aber einen alten Baum verpflanzt man nicht. Niemals würd ich hier wegziehen. Nein! Früher einmal hab ich mir gedacht, ein Haus in Griechenland wär schön. Aber das ist doch sinnlos. Das hier ist mein Strandhaus im Geiste. Ich hab sogar ein schönes Lied mit dem Titel I bin in Ottakring daham geschrieben. Das is' eine Coverversion von I'm in a New York state of mind von Billy Joel. Das singen auch Kollegen gern." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.10.2010)