Genf - Die UNO hat nach Informationen der Schweizer Zeitung "Le Temps" offenbar bewusst einen Untersuchungsbericht über die Verletzung der Menschenrechte in Afghanistan in der Zeit von 1978 bis 2001 nicht veröffentlicht. Der Bericht, der massive Verstöße gegen die Menschenrechte dokumentiere, sei auf politischen Druck zurückgehalten worden, berichtete die Zeitung am Samstag. Demnach war der Bericht zu Afghanistan vom UNO-Hochkommissar für Menschenrechte in Genf in Auftrag gegeben worden, um die Verletzungen der Menschenrechte in der Zeit zwischen der kommunistischen Machtergreifung 1978 und dem Sturz der Taliban 2001 aufzuzeichnen.

Bericht sollte 2005 veröffentlicht werden.

Der 300 Seiten starke Bericht, der "Le Temps" vorlag, wurde im Dezember 2004 fertiggestellt und hätte eigentlich Anfang 2005 veröffentlicht werden sollen. Seitdem wurde seine Veröffentlichung laut der Zeitung jedoch immer wieder verzögert. Der Bericht listet Verstöße wie Plünderungen, Folterungen, illegale Hinrichtungen, willkürliche Festnahmen, Massaker an Zivilisten, Massenvergewaltigungen und der Rekrutierung von Kindern auf. Erst am Freitag war ein UNO-Bericht zu schweren Menschenrechtsverletzungen in der Demokratischen Republik Kongo veröffentlicht worden.

Obwohl der unterdrückte Bericht mit dem Sturz des Taliban-Regimes 2001 ende, würden darin auch Mitglieder der jetzigen afghanischen Regierung von Präsident Hamid Karzai beschuldigt, an den Verstößen beteiligt zu sein, schrieb die "Le Temps". Als Verantwortliche werden demnach kommunistische Parteiführer, sowjetische und US-Truppen, islamistische Gruppierungen und Mujaheddin genannt. (APA/AFP)