Zu Wasser, zu Lande, in der Luft, im Weltall - und neuerdings auch im Cyberspace. Die Kriegsführung hat eine fünfte Dimension bekommen: Bedrohungen und Konflikte in den weltweiten Datennetzen sind nicht mehr nur Szenarien, die sich paranoide Militärplaner ausdenken. Seit einigen Jahren sind sie Realität. Allein die USA sollen täglich hunderttausendfach angegriffen werden, wenn man den US-Quellen glauben darf.

Ob die Zahlen stimmen oder nicht, Sicherheitsexperten sprechen bereits von einem Paradigmenwechsel in der Verteidigungspolitik, so wie ihn etwa die Nuklearwaffen in den 1940er-Jahren brachten. Wer in diesem Krieg Freund und Feind ist, wer Kombattant, ist schwer festzustellen - mit allen Konsequenzen. Abschreckung zum Beispiel funktioniert hier nur noch bedingt, weil Angreifer immer einen viel größeren Vorteil haben als etwa bei Nuklearangriffen. Deshalb soll auch Barack Obama auf vorbeugende Schläge im Cyberspace setzen. 55 Milliarden Dollar bringen die Amerikaner in den nächsten Jahren für diesen Bereich auf.

Dass auch die Nato auf die neuen Bedrohungen reagieren muss, ist klar. Die EU dagegen hat bisher keinerlei gemeinsames Konzept gegen Cyberkonflikte gefunden. Und Österreich? Deutschland hat 36 sogenannte "Computer Emergency Response Teams", die bei Attacken einschreiten. Österreich hat kein einziges. Ob die Neutralität auch gegen diese Bedrohung hilft? (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2010)