Staatenübergreifende Razzia wegen "Telefonabzocke": Fahnder haben in Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Spanien 33 Gebäude durchsucht und fünf Verdächtige festgenommen. Eine 38 Jahre alte Frau und ihre vier Komplizen stehen im Verdacht, Anrufer mit Gewinnversprechen geködert und ihnen dann mit Hilfe von 0900-er-Telefonnummern und teuren Gesprächseinheiten rund 7,5 Millionen Euro abgeknöpft zu haben.

Vier der fünf Verdächtigen wurden im spanischen Palma de Mallorca festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Mannheim und die Polizei Offenburg am Freitag mitteilten. Die fünf - ein Österreicher und vier Deutsche - kamen in Untersuchungshaft. Der festgenommene Österreicher hatte bereits seit Jahren einen Wohnsitz auf Mallorca, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mannheim. Eine Wohnungsdurchsuchung bei einem weiteren Österreicher hat es in Klagenfurt gegeben. Die Polizei in Österreich konnte keine Details dazu bekanntgeben.

2,99 Euro/min. für Rückruf

Nach Darstellung der Ermittler waren den Geschädigten über ein Firmengeflecht in mehreren Ländern schriftlich oder telefonisch Gewinne versprochen worden. Um an das Geld zu kommen, sollten sie eine 0900-er-Nummer wählen, bei der sich der Gesprächspreis pro Minute mit 2,99 Euro zu Buche schlug.

War der Kontakt hergestellt, setzten die mutmaßlichen Abzocker auf Zeit. "Den Beschuldigten kam es alleine darauf an, dieses Gespräch in die Länge zu ziehen und damit hohe Gebühren zu erzielen", hieß es in der Mitteilung. Die versprochenen Gewinne wurden nicht ausbezahlt. Mit dem Geld sollen einige der teils einschlägig vorbestraften Verdächtigen einen "sehr aufwendigen Lebensunterhalt" finanziert haben, so die Ermittler.

Rund 200 Polizisten im Einsatz

Mit Finanzermittlungen und verdeckten kriminaltechnischen Maßnahmen in mehreren europäischen Staaten kamen die Fahnder der mutmaßlichen Tätergruppe auf die Schliche. Nachdem sie Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt hatten, nahmen am Dienstag und Donnerstag dieser Woche rund 200 Polizeibeamte und zwei Staatsanwälte Firmen, Privatwohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei unter die Lupe. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.

Von den Durchsuchungen waren laut Staatsanwaltschaft schwerpunktmäßig Firmen mit Sitz in Nordrhein-Westfalen betroffen. Zur Zahl der Geschädigten machte die Behörde zunächst keine Angaben. (APA)