Die schlechten Nachrichten zum irischen Budget und die Streiks aufgrund der Sparprogramme in Spanien drückten diese Woche auf das Sentiment der Investoren in Europa. Der Stoxx 600 fiel um 0,52% auf 260 Punkte. Insbesondere Banken und Telekomtitel (-2%) wirkten sich negativ auf die Kursstände der Indizes aus. Im Gegenzug stiegen aber die Aktien in den Sektoren Industrie und Automobil um 2% und 3% an. Positive Nachrichten zur wirtschaftlichen Entwicklung in China unterstützten die Geschäftsaussichten dieser exportstarken Sektoren. Die Diskrepanz zwischen Unternehmen, die stark von Staatshaushalten abhängig sind und denjenigen Firmen, die ihre Umsätze mit Konsumenten in den Schwellenländern machen, nimmt somit weiterhin zu.

Die wirtschaftlichen Aussichten in China verbessern sich weiter. Der Einkaufsmanager-Index für China steigt diesen Monat zum zweiten Mal in Folge wieder an. Diese positive Entwicklung kann auch an den steigenden Preisen für Rohstoffe abgelesen werden. Kupfer legte um fast 2% auf USD 8.006/t zu und notiert an der LME damit über den Höchstständen vom April. Zum Vergleich: 2008 wurden Preise von bis zu USD 8.670/t erzielt. Aluminium stieg um 3% auf USD 2.322/t. Gold stieg um 1,1% auf nun USD 1.308 pro Unze (EUR 957). Das Barrel Brent stieg erstmals seit Anfang August wieder auf über USD 80 und notiert nun bei USD 82 (+5%). Der Euro setzt seinen Aufwärtstrend unvermindert fort. Die Gemeinschaftswährung notiert nun bei USD 1,37 (+0,04).

Die Inflation in der Euro-Zone hat im September wieder zugelegt. Die Verbraucherpreise zogen um 1,8% im Vergleich zum Vorjahresmonat an. (August: +1,6%, Konsenserwartung: +1,6%). Die Arbeitslosenquote im Euroraum lag im August bei 10,1%, unverändert gegenüber Juli (Vorjahr: 9,7%). Sieben Mitgliedsstaaten verzeichneten auf Jahressicht einen Rückgang der Arbeitslosenquote, ein Staat eine stabile Quote und neunzehn einen Anstieg. Die höchsten Anstiege sind in Estland (von 13,5% auf 18,6%), Litauen (von 13,5% auf 18,2%) und Bulgarien (von 7,0% auf 10,1%) zu beobachten. Die höchste absolute Quote meldete  Spanien (20,5%). Die niedrigsten Arbeitslosenquoten von den Mitgliedstaaten berichteten Österreich (4,3%) und die Niederlande (4,5%).

Hennes & Mauritz bekommt allmählich die Schattenseite der Konjunkturerholung zu spüren. Zwar zogen die Geschäfte im abgelaufenen Geschäftsquartal deutlich an. Weil aber zugleich auch die Rohstoff- und Transportkosten gestiegen sind, litt die Ertragskraft. Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal (per Ende August) steigerte das Unternehmen seinen Umsatz auf vergleichbarer Basis um 14 % und den Vorsteuergewinn um 20% auf SK 5,7 Mrd. Mit dem Ergebnis lag man allerdings klar unter den Erwartungen. Die Aktien brachen um über 7% ein. Zum Vergleich: Konkurrent Inditex schaffte im letzten Quartal hingegen einen Anstieg des Vorsteuergewinns um 75%. Die Aktie ist unter anderem auch deshalb attraktiver als H&M.

Alstom kämpft weiterhin mit leeren Staatskassen

Alstom plagt weiterhin ein fallendes Auftragsvolumen. Die französische Staatsbahn SNCF verzichtete auf eine ursprünglich geplante Ausschreibung eines neuen TGV. Außerdem soll Eurostar angeblich die nächsten Züge jetzt von Siemens beziehen. Die Aktie von Alstom zeigt somit weiterhin klare Schwäche. Der neue Fiat CEO Marchionne verspricht schon jetzt für 2010 einen Gewinn. Die Aktien von Fiat stiegen diese Woche um 6% und erreichten dabei ein neues 2-Jahreshoch.

Unilever gab die Übernahme von Alberto-Culver für 3,7 Mrd. USD in bar bekannt. Die Akquisition soll das Portfolio im Bereich der Einstiegsmarken erweitern und die Position des Unternehmens in entwickelten Märkten stärken. Die weltweite Marktposition von Unilever im Bereich Haarpflege soll den Marktanteil von 10,7% auf 12,6% steigen. Astrazeneca hat einen Rückschlag erlitten. Das Mittel Zibotentan gegen Prostata Krebs hat eine klinische Studie nicht bestanden. Schätzungen zufolge hatte das Mittel ein Umsatzpotential von immerhin USD 500 Mio.

Q-Cells beschafft sich für die Neuausrichtung frisches Geld. Das Unternehmen gab am Donnerstag fast 59 Mio. neue Aktien aus mit einem über 50%igen Abschlag zu einem Bezugspreis von EUR 2,16. Der Nettoerlös war etwa EUR 120 Mio. Die Aktie setzte unter dessen ihren Abwärtstrend fort. Seit einem Jahr fiel der Wert um über 60% auf jetzt EUR 4,05. Wir empfehlen die Aktie weiterhin zu reduzieren und bevorzugen in diesem Sektor klar chinesische und auch amerikanische Produzenten.

Für das vierte Quartal stufen wir unsere Empfehlung für Aktien generell von „neutral" auf „leicht übergewichten" hinauf. Wir glauben, dass sich die niedrigen Bewertungen im historischen Vergleich, die Tiefststände von Anleiherenditen sowie die anhaltende Expansion der Weltwirtschaft (insb. Emerging Markets) positiv auf die Aktienkurse auswirken werden. Das technische Bild der Indizes, die Gewinn- und Umsatzentwicklungen in Europa und die Parallelen zu der Erholung im Bullenmarkt von 2003 bis 2007 geben unserer Einschätzung zusätzliche Unterstützung. Regional halten wir an der Empfehlung zu einer leichten Übergewichtung europäischer Aktien in einem globalen Portfolio fest.