Reges Interesse herrschte auf und unter der Kennedybrücke, die den 13. mit dem 14. Wiener Gemeindebezirk verbindet. Jede Menge rot-grüne Stadt- und Gemeinderäte erschien gut eine Woche vor der Wien-Wahl, um den neuen Wienfluss-Radweg zu eröffnen. Allerdings verzögerte sich der offizielle Fototermin etwas, weil sich auch ein Bezirksfunktionär der ÖVP ins Bild drängen wollte - wogegen die Funktionäre von SPÖ und Grünen protestierten, weil sich die ÖVP gegen das 5,3 Millionen Euro-Projekt stets quergelegt habe.
Nach kurzen Diskussionen konnte aber der offizielle Akt begangen werden. Auf der 3,5 Kilometer langen Strecke kann nun abseits vom Autoverkehr direkt von Auhof bis zum Verkehrsknotenpunkt Kennedybrücke (U4-Station Hietzing) auf vier Metern Breite geradelt, gelaufen und gegangen werden. Der neue Geh- und Radweg im Wienflussbett ist mit den wichtigen Brücken bzw. Radrouten verknüpft. So gelangt man vom Hackinger Steg, von der Rampe St. Veiter Brücke (Höhe U4 - Ober St. Veit), dem Steg Astgasse und von der Kennedybrücke beim Hadikpark zum Wienfluss-Radweg.
Benützung nur mehr bis 31. Oktober und bei Tageslicht
Aus Sicherheitsgründen ist die Benützung des auch als "Wiental-Highway" bezeichneten Wegs nur bei Tageslicht sowie zwischen 21. März und 31. Oktober möglich. Einer der Gründe ist, dass der Wienfluss bei starken Regenfällen in kurzer Zeit sehr stark ansteigen kann. "Das passiert zwar nur wenige Male im Jahr", erklärte SPÖ-Umweltstadträtin Ulli Sima. "Aber wenn der Fluss in zehn Minuten um einen Meter steigt, kann das gefährlich werden."
Daher wurde in Auhof eine Warte errichtet, von wo aus die Wettersituation beobachtet wird. Im "Notfall" fahren dann Mitarbeiter den Radweg ab und fordern die Benutzer auf, die Strecke zu verlassen. Auch die Schranken an beiden Enden des Wegs werden in einer solchen Situation geschlossen.
Verlängerung bis zum Naschmarkt schwierig
Ob das Projekt, das als "Teil 1 des Wienfluss-Radwegs" bezeichnet wird, noch weiter in Richtung Zentrum geführt werden könnte, wurde sowohl von SPÖ- als auch von Grünen-Seite weder dementiert noch bestätigt. Ein Problem seien die langen Unterführungen ab dem Bereich Meidlinger Au, sowie dass der Wienfluss immer schmäler werde. Auch die denkmalgeschützten Otto Wagner-Brücken müssten mit aufwändigen Konstruktionen versehen werden. Das alles würde zu extrem hohen Kosten führen. Wenn jedoch Teil 1 sehr gut angenommen werde, würde man an Teil 2 intensiv weiterarbeiten.
Der momentane Radweg von der Kennedybrücke bis zum Naschmarkt ist zwar durchgängig, aber man muss insgesamt sieben Mal die Straßenseite wechseln. Dass der Radweg am Naschmarkt dann recht abrupt endet, ruft bei Christoph Chorherr, Verkehrssprecher der Grünen, weiterhin Kopfschütteln hervor: "Dieser Bereich hat oberste Priorität. Dort muss sicherer Radverkehr wichtiger sein als Parkplätze. Aber wie es damit weitergeht, hängt vom Wahlergebnis am 10. Oktober ab. Mit einem grünen Stadtrat würde der Radwegausbau am Naschmarkt rucki-zucki gehen."
Erste Fahrradgarage Wiens eröffnet
Im Zuge der Eröffnung des Wienfluss-Radwegs wurde auch Wiens erste Fahrradgarage am Verkehrsknotenpunkt Kennedybrücke in Betrieb genommen. Der Glasbau mit 100 Abstellplätzen gilt als Pilotprojekt. Der Preis für 24 Stunden Radparken ist ein 1 Euro, dafür werden ein spezieller Sicherheitszugang sowie Videoüberwachung geboten. Der Zugang mit dem Fahrrad erfolgt durch ein Drehkreuz plus separater, kleinerer Radtür und ist nur mit einer Kredit-, Bankomat oder WIPARK-Karte möglich. Bei Abholung des Rads muss die gleiche Karte wieder verwendet werden.
Den Hintergrund für das Projekt erklärte Elfriede Kraft, die als Geschäftsführerin von WIPARK für den Betrieb der Garage verantwortlich ist: "Der Trend geht immer mehr in Richtung teure Fahrräder und E-Bikes und diese will man natürlich sicher verwahren." Ob das Projekt auch an anderen Standorten weitergeführt werde, hänge vor allem davon ab, ob die erste Garage auch tatsächlich angenommen werde.
Gespannt auf diese "Testergebnisse" von der Kennedybrücke sei man auch an der Technischen Universität Wien, wie WIPARK-Pressesprecher Wolfgang Richter erklärte: "Sollte sich dieses Projekt bewähren, sollen dort Abstellplätze für insgesamt 2000 Fahrräder errichtet werden." Auch an weiteren Feinheiten werde gearbeitet, so z.B. an Schließfächern für Ausrüstung wie etwa Helme oder Radschuhe. (mob, derStandard.at, 1.10.2010)