Auf seiner Visitkarte steht noch immer "Öffentlichkeitsreferent". "Ich bin da nicht so", sagt Dietmar Zach und streicht die alte Jobbezeichnung unter seinem Namen mit einem Kugelschreiber durch, "nur weil ich jetzt Parteichef bin, brauche ich keine neuen Karten".

Der 45-Jährige erledigt seit vier Jahren den Job des Wiener KPÖ-Chefs - und ist das Sparen inzwischen gewohnt. Schließlich sind die fetten Jahre der KPÖ längst vorbei. Einst reichste Partei des Landes, verlor die KPÖ 2003 einen elf Jahre dauernden Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland um das Vermögen der Ex-DDR-Handelsfirma Novum. Danach wurden erst einmal alle Parteibediensteten gekündigt. Auch "Didi" Zach musste damals seinen Brotjob bei den Kommunisten aufgeben und blieb einige Zeit arbeitslos.

Nach einem Abstecher auf die Werbeakademie des Wifi landete der stille Politikwissenschafter dann erst recht wieder hauptberuflich bei der Partei. "Weil ich gut tippen, Auto fahren, ein bisschen denken und ein bisschen reden kann, hat es plötzlich geheißen, man gibt mir wieder ein bisschen Geld für mein Engagement", sagt er.

Überzeugter Realist

Vom Pressereferenten arbeitete sich Zach schließlich zur Parteispitze hoch - und ist dabei überzeugter Realist geblieben. Wirklich verändern könne die KPÖ auch vom Rathaus aus nicht viel, sagt Zach, aber zumindest ein paar Denkanstöße für SPÖ und Grüne liefern. Dass es die KPÖ diesmal in den Gemeinderat schafft, ist freilich unwahrscheinlich. Bei den letzten Wien-Wahlen kamen die Kommunisten auf gerade einmal 1,5 Prozent.

Zach hofft, dass sich zumindest ein paar zusätzliche Bezirksräte ausgehen. Derzeit ist die KPÖ nur im Zweiten und Dritten mit jeweils einem Bezirksrat vertreten. Der Spitzenkandidat wohnt im rot regierten sechsten Bezirk. Dort wollten die Grünen ursprünglich stimmenstärkste Partei werden - nach schweren innerparteilichen Querelen hat nun aber auch die KPÖ wieder bessere Chancen auf Zugewinne.

Aufgewachsen ist der Wiener Kommunistenchef im Südenburgenland. Er stamme zwar aus einem sozialdemokratischen Elternhaus, eine wirklich sozialistische Sozialisierung habe er trotzdem nicht genossen. "Da, wo ich herkomme, gab es im Umkreis von 40 Kilometern keine Sozialistische Jugend."

Als er sich nach der Matura zum Studieren nach Wien aufmachte, schloss sich Zach sogleich den Kommunistischen Studenten an. Die seien nämlich nicht nur die engagierteste Gruppe gewesen, sondern hätten auch unermüdlich mit ihm diskutiert. Diesbezüglich habe sich die KPÖ auch kaum verändert: "Auf manche Fragen gibt es bei uns bis heute gleich viele Antworten wie Mitglieder." (Martina Stemmer, DER STANDARD, Printausgabe, 1.10.2010)