Tiere, die in enger Beziehung zum Menschen leben, porträtiert die Fotografin Charlotte Dumas in ihren respektvollen Arbeiten.

Foto: Dumas

Innsbruck - Ihre Models sind Tiger, Wölfe, Hunde, Pferde. Sie fotografiert sie nicht für National Geographic. Sie macht auch keine "Tierbilder" . Sie porträtiert. Betrachtet man die dargestellten Tiere, so ist der Blick, der einem begegnet, nicht stolz, nicht herausfordernd und schon gar nicht aggressiv. Er ist weich, abwartend, vielleicht erschöpft, manchmal verschämt auf den Boden gerichtet. Es sind ernsthafte, berührende Porträts von Tieren, die in enger Beziehung zu den Menschen leben, die in der Herbstausstellung des Innsbrucker Fo.ku.s zu sehen sind.

Charlotte Dumas wird 1977 in Vlaardingen in den Niederlanden geboren und studiert an der renommierten Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. Bereits während ihres Studiums beginnt sie Tiere zu fotografieren. Es entsteht eine Porträtserie voll Gewalt und Grausamkeit. Polizeihunde, die sich in die Schutzanzüge ihrer Trainer verbissen haben.

Es ist die kontrollierte, vom Menschen provozierte Aggression, die sie fasziniert. Schon bald erregen ihre Arbeiten internationale Aufmerksamkeit. In den folgenden Jahren fokussiert sie ihre Arbeit auf Tiere in besonderen Positionen. Es entstehen Serien über Rennpferde in Paris, Polizeipferde in Holland und Militärpferde in Rom.

Später werden ihre Bilder leiser, intimer. Sie porträtiert Straßenhunde, die zum Stadtbild Palermos gehören und dort ihr armseliges Dasein fristen. Wie Furbo, ein schäbiger Köter, zusammengekauert auf einem Stück Karton, im Staub, zwischen Müll. Sein Blick scheut die Kamera. Oder Zeus, der weiße Tiger im Zoo. Sein Blick ist eher der eines Kuscheltiers als der einer Raubkatze.

Oft fotografiert Dumas die Tiere liegend, das unterstreicht deren Verletzlichkeit. Niemals verwendet Dumas für ihre Porträts ein Teleobjektiv. So ist die Distanz des Betrachters die reale Distanz zum Tier. Es ist leichter, die physische Distanz zu einem Hund oder einem Pferd zu überwinden, als zu einem Wolf oder Tiger. Sie lässt sich viel Zeit, macht sie sich vertraut und spürt, wie weit die Tiere sie an sich heranlassen. So entstehen beeindruckende Porträts von Tieren im Dienste des Menschen.

Zu sehen ist die Werkschau, die übrigens die erste von Charlotte Dumas in Österreich ist, bis 6. 11. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 1. Oktober 2010)