Wien - Schwere Bedenken: Aus Anlass der soeben gestarteten Testphase von zwei Körperscannern auf dem Hamburger Flughafen - die beiden Geräte sollen mindestens sechs Monate getestet werden - äußerte am Mittwoch Wien die Österreichische Röntgengesellschaft (ÖRG), die als wissenschaftliche Gesellschaft Österreichs Radiologen vertritt, gravierende Argumente gegen die Benutzung derartiger Geräte. Die Technologien seien unausgereift, es gebe zu den Auswirkungen auf den Organismus derzeit keine wissenschaftlichen Daten.

"Gegen eine Einführung von Bodyscannern zum jetzigen Zeitpunkt sprechen gravierende gesundheitliche Argumente. Bei jeder einfachen Röntgenuntersuchung, die aus gesundheitlichen Gründen gemacht werden muss, sind wir Ärzte per Gesetz angehalten, abzuwägen, ob diese Strahlenexposition für den Patienten auch wirklich notwendig ist. Beim Body- oder Nacktscannen sollen Millionen Menschen ohne Wissen über ihren Gesundheitszustand oder sonstige Strahlenbelastungen, denen sie möglicherweise in ihrem Alltag ausgesetzt sind, 'durchleuchtet' werden", begründete die ÖRG ihre ablehnende Haltung.

Die derzeit zur Diskussion stehenden "Backscatter"-Geräte basierten auf der Analyse von Streustrahlen, die von der Körperoberfläche reflektiert werden, wobei diese Geräte möglicherweise veraltet wären. Die Strahlendosis sei zwar niedrig - im Laufe dieses Jahres soll sie nach einer Empfehlung der International Electrotechnical Commission (IEC) unter 0,5 Mikrosievert liegen -, doch wären die Fragen zur Exposition von Vielfliegern und Flugpersonal ebenso wie die von Kindern und Schwangeren nach wie vor Gegenstand der öffentlichen Diskussion.

Dem immer wieder gebrachten Vergleich mit der kosmischen Strahlung hält die ÖRG entgegen, dass die natürliche Strahlung eines Nordatlantikflugs zwar mit etwa 4 Mikrosievert pro Stunde deutlich höher als durch einen Check mit dem Bodyscanner ist, aber die Begründung und damit die juristische Situation für die Exposition völlig anders zu bewerten sei. Denn im Gegensatz zur natürlichen Strahlung erfolge die Suche nach Waffen auf amtliche Anordnung.

Auch wenn nach den EU-Richtlinien die Anwendung ionisierender Strahlung aus rechtlichen Gründen grundsätzlich möglich ist, heißt dies noch nicht, dass dies für die Flugsicherheit im Speziellen erlaubt ist, so Franz Kainberger, Präsident des Verbandes für medizinischen Strahlenschutz in Österreich. Zudem stelle sich die Frage nach dem Nutzen von Bodyscannern als Ergänzung zu herkömmlichen Sicherheitssystemen: "Es geht offenbar um nichtmetallische Waffen bzw. Sprengstoffe. Während metallhältige Instrumente heute gut detektierbar sind, ist dies bei Plastikwaffen bzw. -sprengstoff nicht der Fall."

Als Alternative zu den derzeit diskutierten "Backscatter"-Geräten nannte Kainberger die sogenannten Terahertzscanner. Der Experte: "Es gibt die passive Form, das heißt, eine Wärmebildkamera erstellt ein Profil der Körperoberfläche mit etwaigen Lücken durch körperfremde Gegenstände, wenn sie wirklich eine andere Temperatur haben. Dieses Verfahren ist gesundheitlich unbedenklich."

In diesem Zusammenhang begrüßten die ÖRG und der Verband für medizinischen Strahlenschutz in Österreich die Aussage der zuständigen Ministerin Doris Bures, Bodyscannen an Österreichs Flughäfen derzeit nicht in Erwägung zu ziehen. Es gäbe gute Gründe im Sinne der Flugpassagiere, dass sich Österreich dem internationalen Druck - von der EU und den USA - nicht beuge. (APA)