Bettina Mayr setzt in der Hotelführung auf Fingerspitzengefühl und ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern.

Foto: Maria Kapeller

Die Hotelchefin mit ihrem Vater Helmut, der sie intensiv auf den Betrieb vorbereitet hat. Vor drei Jahren, mit 35, übernahm die Salzburgerin die Geschäftsführung.

Foto: Hotel Elefant

Das Hotel Elefant ist in einem 800 Jahre alten Gebäude untergebracht, hat 31 Zimmer und befindet sich nur einen Steinwurf von der berühmten Salzburger Getreidegasse entfernt.

Foto: Hotel Elefant

An der Rezeption erkundigen sich Amerikaner nach Zügen von Salzburg nach Wien, im ersten Stock ruhen sich Touristen aus Long Island in den roten Fauteilsesseln von ihrem langen Flug aus, in der Küche wird gebraten und gerührt. Geschäftiges Treiben bei gleichzeitig einladender, gemütlicher Atmosphäre im Vier-Sterne-Hotel Elefant in der Salzburger Altstadt. Für Hotelchefin Bettina Mayr gilt es, ständig den Überblick zu bewahren: Als "Gastgeberin", wie sie sich selbst am liebsten bezeichnet, hat sie die Verantwortung über 25 Mitarbeiter.

Die 38-Jährige führt den Familienbetrieb mittlerweile in der vierten Generation. "Mein Urgroßvater hat das heute 800 Jahre alte Haus 1906 gekauft, unsere Familie beherbergt hier seit 104 Jahren Gäste", erzählt Mayr, die im Betrieb quasi groß geworden ist. "Als Kind wollte ich immer Tierärztin werden, aber später war relativ schnell klar, dass ich das Hotel einmal übernehmen werde."

Italien, Deutschland, USA

Nach der Matura und einem zweijährigen Tourismuskolleg verschlug es Mayr erst einmal ins Ausland: Sprachstudien in Italien, ein Job als Rezeptionistin in Deutschland und schließlich eine Stelle als Restaurantmanagerin eines Golfclubs in Boston (USA). "Das war eine tolle Erfahrung, besonders weil ich dabei gelernt habe, mit schwierigen Gästen umzugehen", sagt sie rückblickend. Zurück in der Heimat fungierte Vater Helmut als "Lehrherr" im Familienbetrieb, worüber die Hotelchefin im Nachhinein sehr froh ist. "Er hat das perfekt gemacht, ich wurde nicht einfach so 'reingeschmissen'. Das ist wichtig, weil man für diese Aufgabe viel Gespür braucht." Sie habe von ihrem Vater zwar sehr viel gelernt, sich aber mittlerweile ihre eigene Art und Weise der Hotelführung angeeignet.

Von der "Tochter" zur "Chefin"

Die Umstellung von der "Tochter" zur "Chefin" sei nicht immer einfach gewesen, vor allem langjährige Mitarbeiter mussten sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen. „Aber mit Fingerspitzengefühl und Charme hat es funktioniert", sagt Mayr, "meine Mitarbeiter haben Respekt vor mir und ich vor ihnen." An ihrem Beruf möge sie vor allem den Kontakt mit den Menschen, das gute Verhältnis zum Personal sowie das gegenseitige Vertrauen. "Ich kann nicht 24 Stunden da sein und alles überwachen, daher ist es ein schönes Gefühl, meinem Team vertrauen zu können."

"Ich muss nicht schreien"

Als Hotelchefin muss sich Mayr auch unangenehmen Aufgaben stellen. "Ich erinnere mich noch an meine erste Kündigung, das war ganz schlimm." Vor allem in einem Familienbetrieb sei so etwas unangenehm, weil man die Menschen ja gut kenne. "An diese Situation werde ich mich nie gewöhnen, aber ich kann mich der Verantwortung nicht entziehen." Wenn ein Mitarbeiter einen Fehler macht, lege sie Wert auf ein persönliches Gespräch. "Und zwar nicht vor dem Gast oder den anderen Mitarbeitern, sondern unter vier Augen." Das Gastgewerbe ist für seinen manchmal rauen Umgangston bekannt, Mayr hält davon aber wenig: "Ich muss nicht schreien, ich habe meine eigene Art eine Sache so rüberzubringen, dass sie auch verstanden wird." Auch der Umgang mit Gästebeschwerden gehört zu den eher ungemütlichen Aufgaben. "In so einem Fall ist es das Beste, auf den Gast zuzugehen und sich nicht davor zu drücken."

Ständiger Kontakt mit den Mitarbeitern

Von der ausufernden Meeting-Kultur, die Mayr aus den USA kennt, will die 38-Jährige im eigenen Betrieb nichts wissen. Statt gezwungener, zeitlich fixierter Sitzungen setzt sie auf ständigen Kontakt mit dem Personal. "Ich sage immer: Durch's Reden kommen die Leut‘ zusammen. Ich habe tagtäglich viel Kontakt mit meinen Mitarbeitern, wir stehen oft beisammen und reden, das ist mir sehr wichtig." Wenn jemand persönliche Probleme mit sich herumschleppe, müsse man zwar Verständnis zeigen. "Andererseits sollte man seine Sorgen aber irgendwann daheim lassen. Ich muss auf jeden Mitarbeiter zählen, in einem Betrieb unserer Größe tut es weh, wenn jemand ausfällt."

Um in ihrem Job bestehen zu können, verlässt sich Mayr vor allem auf ihr Bauchgefühl und auf ihre berufliche Erfahrung. Dem Druck des Hotelgewerbes entgegnet sie mit viel Sport, Spaziergängen mit ihrem Hund und guten Freunden, "die kurzfristige Absagen und meine Dienstzeiten akzeptieren." "Manchmal braucht man schon Nerven wie Drahtseile. Mein Vater hat immer gesagt, wenn es drunter und drüber geht, soll ich mir vorstellen auf einem Stockerl zu stehen und die Situation von oben zu beobachten." Wenn es notwendig ist, zapft Mayr zwar Bier oder räumt Teller ab. "Aber eigentlich mache ich das nicht, sonst könnte ich den Überblick verlieren." (Maria Kapeller, derStandard.at, 4.10.2010)