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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kommt in einem neuen Film aus der Traumfabrik nicht gut weg. Am Freitag eröffnete "The Social Network" das 48. New York Film Festival, in Österreich kommt der Streifen von David Fincher (Fight Club) am 7. Oktober in die Kinos.  Ramponiert der Film Zuckerbergs Ruf, der schon angeschlagen ist, unter anderem weil in seinem Online-Netzwerk die Privatsphäre-Einstellungen immer wieder verändert werden?

Sicher ist: Hollywood zeigt seine alte Macht, das öffentliche Bild einer Person zu prägen - diesmal bei einem Web-2.0-Star. Zuckerberg bekommt bereits mit 26 Jahren ein böses Denkmal gesetzt. Die unterschwellige Frage des Films geht für Facebook ans Eingemachte und macht den Film so gefährlich für die Firma: Kann man diesem Mann vertrauen?

"Sie sind kein Arschloch - Sie kommen nur so rüber."

Zum Auftakt sieht der Zuschauer einen sozial ungelenken Studenten, der seine Freundin ziemlich unsympathisch zutextet. Erica (Rooney Mara) macht daraufhin Schluss, nicht ohne Mark (Jesse Eisenberg) etwas mitzugeben: Er werde eines Tages reich sein und Erfolg haben, aber er werde wohl immer denken, dass Mädchen ihn nicht mögen, weil er ein Streber sei. Die Wahrheit sei jedoch, dass sie ihn nicht mögen, weil er ein Arschloch sei. Später im Film sagt eine andere Frau: "Sie sind kein Arschloch - Sie kommen nur so rüber."

Sex, Geld, Freundschaft und Betrug

So oder so: Zuckerberg dürfte sein Abbild ganz und gar nicht gefallen. Hinter den Kulissen versuchte Facebook, gegen den Film vorzugehen, der auf einem - sagt der Autor Ben Mezrich selbst - zugespitzten Buch beruht: "Milliardär per Zufall. Die Gründung von Facebook - eine Geschichte über Sex, Geld, Freundschaft und Betrug". Böse Zungen behaupten, es sei eine gezielte Rache-Aktion des früheren Zuckerberg-Mitstreiters Eduardo Saverin, um der Firma zu schaden.

Zuckerberg sagt: "Dieser Film ist Fiktion." Mit Facebook habe er die Welt zu einem offeneren Ort machen wollen. Der Film lege stattdessen nahe, er habe das Netzwerk eingerichtet, um leichter Frauen kennenzulernen. Betont locker gibt Zuckerberg zu Protokoll, Finchers Werk nicht angucken zu wollen. Doch der Kinostreifen setzt ihn unter Druck - es dürfte kein Zufall sein, dass Zuckerberg rechtzeitig zur New Yorker Filmpremiere medienwirksam eine 100- Millionen-Dollar-Spende für Schulen in den USA bekanntgibt.

"Du kannst keine 500 Millionen Freunde haben, ohne dir ein paar Feinde zu machen"

Den Trailer zum Film unterlegt der belgische Mädchenchor Scala mit dem Radiohead-Song "Creep" (Widerlicher Mensch). Der Werbespruch des Films lautet "Du kannst keine 500 Millionen Freunde haben, ohne dir ein paar Feinde zu machen". Er spielt auf die halbe Milliarde Menschen an, die Facebook inzwischen als Nutzer zählt, sowie die Freundschaften, die zerbrachen, als Zuckerberg frühere Weggefährte hinter sich ließ. Einige zerrten ihn sogar vor Gericht, weil sie sich übers Ohr gehauen fühlten und ihm vorwarfen, ein Ideen-Dieb zu sein.

Genau diese Geschichten verwebt der Film sehr spannend. Regisseur Fincher, bekanntgeworden mit dem Thriller "Sieben" und gefeiert für den Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button", springt zwischen der Facebook-Gründungszeit an der Elite-Uni Harvard und den späteren Prozessen hin und her. Das Drehbuch schrieb Aaron Sorkin ("Der Krieg des Charlie Wilson"), ausführender Produzent war Oscar-Preisträger Kevin Spacey .

Am Anfang der Filmgeschichte steht die Motivation eines egomanischen Nerds: Im Herbst 2003 möchte der 19-jährige Mark kein Außenseiter mehr sein und es unbedingt in die verheißungsvollen, abgeschotteten Studenten-Vereinigungen schaffen. "Ich muss irgendwas Bedeutsames tun, damit die Clubs auf mich aufmerksam werden."

"Ich rede davon, sämtliche sozialen Erlebnisse im College online zu stellen."

Der Computer-Fan, der in seinem Blog seine Ex-Freundin bloßstellt, entwickelt ein Web-Portal für seine Mitstudenten. "Ich rede davon, sämtliche sozialen Erlebnisse im College online zu stellen." Die Idee dahinter: "Die Leute wollen ins Internet und wissen, was ihre Freunde machen. Also baue ich 'ne Website, die das anbietet." Der Erfolg überrollt Zuckerberg und seinen Kumpel Saverin (Andrew Garfield). Ein erbitterter Machtkampf bahnt sich an.

"Eine Million Dollar ist nicht cool. Weißt du, was cool ist? Eine Milliarde!"

Schnell wächst Facebook über die Campus-Grenzen hinaus. Sean Parker, der einstige Mitgründer der Musiktauschbörse Napster - gespielt von Popsänger Justin Timberlake - taucht als Mentor auf. Längst geht es nicht mehr nur um eine Kommunikationsrevolution an der Hochschule, sondern um eine Veränderung der Welt - und außerdem um viel Geld. Timberlake alias Parker sagt: "Eine Million Dollar ist nicht cool. Weißt du, was cool ist? Eine Milliarde!" Die Milliarde hätte Zuckerberg längst haben können. Er schlug jedoch mehrere Angebote aus, Facebook zu verkaufen. Der irgendwann anstehende Börsengang dürfte ihn dafür zum Multimilliardär machen. (APA/dpa)

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