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Konzernergebnis über 20 Millionen erwartet: Schweighofer (li.) und Bretschko führen die Styria nach Pirker (re.).

Fotos: DER STANDARD/Fischer, APA/Schneider
Grafik: DER STANDARD

"Der Vorstand geht davon aus, dass eine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes nicht gegeben ist" , steht in der Bilanz einer der vielen Akquisitionen: Gut 5,6 Millionen Euro negatives Eigenkapital wies die Wirtschaftsblatt AG 2009 aus.

Die Mutter wird's schon richten: "Trotz buchmäßiger Überschuldung ist der Fortbestand des Unternehmens gesichert, da ab 2011 positive Jahresergebnisse erwartet werden und der geplante Verlust des Jahres 2010 in der Verlustabdeckungszusage der Styria Media Group AG Deckung findet." Die Styria sagte zu, bis 7,5 Millionen Euro Verlust abzudecken, "die die Finanzierung der Gesellschaft sicherstellt" .

Nicht die einzige Haftung: 2008 standen gut 62 Millionen an "Eventualhaftungen" für alle Konzernbetriebe in der Styria-Bilanz.

Hart für Wirtschaftsblätter

Der Umsatz der Wirtschaftsblatt AG fiel von 16,48 2009 auf 14,2 Millionen. Der Verlust stieg von 0,8 auf 1,54 Millionen. Für 2010 waren 1,36 Millionen Minus budgetiert, im ersten Quartal lag der Verlag 173.000 Euro über Plan.

In der Bilanz der mit dem Wirtschaftsblatt gekauften Magazinholding Styria Multi Media steht 2009 ein ausgeglichenes Ergebnis.

Der Konjunkturknick 2008/9 machte vielen Wirtschaftszeitungen das Leben schwer. Just 2008 hat die Styria in Kroatien die Mehrheit am Wirtschaftstagblatt Poslovni dnevnik übernommen. Die Zeitung (mit Onlinedienst) bescherte mehr als 2,1 Millionen Minus. Nicht alle im Konzern sehen offenbar eine Zukunft für sie.

Poslovni dnevnik war einer der letzten Schritte in Pirkers forscher Expansionsstrategie. In Kroatien dominieren die Steirer den Zeitungsmarkt, seit sie 2005 24sata starteten. Das freizügige Kleinformat mit Gratisableger ist Nummer eins mit 31,6 Prozent Reichweite und bringt im fünften Jahr 6,94 Millionen Euro Jahresergebnis. Umsatzrentabilität: gut 19 Prozent.

Die Zagreber Styria-Kauftageszeitung Veèernji List meldete für 2009 gut vier Millionen Minus. Die Verkaufsauflagen sinken, wie bei den übrigen Blättern dort.

In Slowenien ist die Styria mit der Gratistageszeitung Žurnal24 Nummer zwei hinter einem Boulevardblatt mit eher geringem Werbemarktanteil. Žurnal24 startete 2007. 2009 schrieb der Verlag mit Tages- und Gratiswochenzeitung 6,4 Millionen Euro Minus.

25,7 Prozent hält die Styria am Dnevnik-Verlag mit Tages- und größter Sonntagszeitung, der 2,1 Millionen Plus verbuchte.

Die Styria-Auslandsholding insgesamt schrieb 2009 5,23 Millionen Bilanzverlust, das operative Ergebnis lag 4,65 Millionen unter null. Die Finanzverbindlichkeiten der Styria Media International stiegen um gut 9 Millionen Euro auf fast 30 Millionen. Begründet mit Kapital für Žurnal und Dnevnik.

Mehrere Zuschüsse, auch in Dimensionen von zehn Millionen Euro, erhielt die 1999 von Pirker ganz übernommene Presse, deren Herausgeber er noch ist. Die Bilanz des Zeitungsverlags 2008 zeigt 2,84 Millionen Jahresverlust. Die für 2009 liegt noch nicht im Firmenbuch auf, Manager Reinhold Gmeinbauer spricht von 2,8 Millionen operativem Ergebnis - über null. Begründung: kein stummer Verkauf mehr am Samstag, jener am Sonntag trägt die Schwesterfirma Presse am Sonntag. Dorthin wanderte auch ein Teil der Redaktionskosten. Heuer sollen sich schwarze Zahlen für die ganze Presse-Gruppe ausgehen, sagt Gmeinbauer. Dank nun bezahlter Sonntags-Abos und Zustellung über Mediaprint statt Redmail.

"Kleine" : 17,8 Millionen

Nicht allein die Kleine Zeitung finanziert all das, betonte Klaus Schweighofer bei den Medientagen. Er führt die Styria mit Vorstandskollege Wolfgang Bretschko nach Pirker und verwies auf 24sata, die Gratiswochenzeitungen, Antenne-Radios, Sat.1 Österreich, Druckereien und Redmail. Neben dem Konzernkraftwerk: Die Kleine überwies der Styria allein 2009 17,8 Millionen Euro.

Die Styria gehört der gemeinnützigen Katholischen Medien Privatstiftung. Über ein Jahrzehnt konnte Pirker Überschüsse nicht nur für Expansion verwenden: Styria-Statistiker verweisen auf 40 statt anfangs zwei Prozent Eigenkapitalquote der AG, 450 Millionen statt 100 Unternehmenswert, stille Reserven in angeblich dreistelliger Millionenhöhe.

Warum geht Pirker dann? Machtkampf mit dem Aufsichtsrat, beharren Konzernkenner: "Es lag am Ende in zwischenmenschlichen Beziehungen. Es ist gelaufen wie bei einer Scheidung."

Das Konzernergebnis der Styria - tiefschwarz wie nie - soll heuer an 25 Millionen herankommen. Denn: Die Gruppe verzichtete erstmals seit Jahren auf Zukäufe und Gründungen. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.9.2010)