Früher einmal ging ich in meinem Dorf am Markttag extra auf den Hauptplatz, weil ich gehört hatte, dass dort Peter Ratzenbeck ein Gratiskonzert gibt. Und richtig: Der berühmte Gitarrist saß dort im Kofferraum seines Kombis und zupfte sehr konzentriert vor sich hin. Er spielte aber nicht für uns junge Leute mit crazy visions of free love and rock 'n' roll. Er spielte für Bruno Kreisky. Es war Wahlkampf und Männer, die El Condor Pasa und Gu-Gunki-Tschu-Misses-Robinson zupfen und dabei Abziehbilder und Kulis verteilen, sind für mich seither gestorben.

Bruno Kreisky trieb mich in den Punkrock. Das ist gut, weil ich seit The Clash nichts mehr glaube. Ich schaue, dass ich selber etwas weiß. Später baute Kreisky übrigens Zwentendorf. Und Peter Ratzenbeck war entsetzt, welchen Dämon er da großgezogen hatte.

Dass Künstler im Sold der Mächtigen stehen, ist bekannt, seit der Vatikan das Ölbild, Stalin die Orgel und Kim Il-sung Peter Noever erfand. So versteht es nun auch Michael Häupl, Künstler wie Dr. Gerald Matt, Andy Lee Lang, Adi Hirschal und Generalkonsulin Birgit Sarata für sich in Internet-Spots Stimmung machen zu lassen. Sie scheinen dabei ängstlich auf etwas zu starren, das sich hinter der Kamera im Anschlag befindet.

Der Schaden wird sich in Grenzen halten. Das Hundertwasserhaus ist schon verjährt. Es stammt von Leopold Gratz. (Christian Schachinger, DER STANDARD - Printausgabe, 25. September 2010)