Unter dem Titel „Knochengesundheit - eine lohnende Investition?" belegten renommierte Experten aus Wissenschaft und Praxis, dass dieses Thema schon in frühen Kindheitsjahren mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung erfahren muss. Unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Berthold Koletzko aus München erfuhren Kinder- und Jugendärzte auf der 106. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V., welche Fakten und Empfehlungen sie den Eltern an die Hand geben können.
Susanne Bechtold-Dalla Pozza von der Ludwig-Maximilian Universität in München beschrieb das Zusammenwirken von Ernährung, Bewegung und Knochengesundheit. „Kindheit und Adoleszenz sind besonders sensible Phasen für eine optimale Knochenentwicklung" betonte die Referentin.
Die Empfehlung an die Eltern ist, in dieser Zeit auf viel aktive Muskelarbeit und eine ausgewogene Nährstoffzufuhr zu achten.
Zu wenig Milchprodukte, zu viel Limonade
Karl Bergmann von der Charite Berlin fasste die aktuelle Versorgungslage in Deutschland für die Nährstoffe zusammen, die für die Knochengesundheit von entscheidender Bedeutung sind. Repräsentative Studien zeigen, dass etwa die Hälfte der Kinder die Calciumempfehlungen nicht erreicht, mitbedingt durch eine zu geringe Aufnahme von Milchprodukten. Die Referenzwerte für Vitamin D erreicht kaum ein Kind über 6 Jahren. Eine überhöhte Säurelast, verursacht durch hohen Verbrauch an Limonaden, kann zu einer verminderten Mineralisation des Skelettes führen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass sich ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen nicht ausgewogen ernährt und dass speziell für die Prävention von Osteoporose in der Bevölkerung dringender Handlungsbedarf besteht." so Bergmann.
Bewegung erhöht Knochendichte
Mit dem Beitrag von körperlicher Aktivität zur Knochengesundheit befasste sich Klaus Bös von der Universität Karlsruhe. In mehr als 40 Studien seien heute signifikante Effekte von körperlichem Training in Kindheit bzw. Jugend und Knochendichte belegt. Weitere Studien zeigen, dass eine hohe peak bone mass in der Jugend die Osteoporose im Alter reduzieren kann. Die Forschungslage zur tatsächlichen körperlich-sportlichen Aktivität im Alltag macht aber deutlich, dass Kinder sich nicht genug bewegen. „Nur noch ein Drittel der Kinder im Alter von 4-17 Jahres erfüllt die offizielle Empfehlung von einer Stunde moderater körperlicher Aktivität pro Tag. Nur noch 40 % der Kinder können z.B. zwei Schritte rückwärts auf einem drei Zentimeter dicken Balken gehen." Die Gesamtfitness der Kinder und Jugendlichen habe sich im Durchschnitt sich in den vergangenen Jahren um rund zehn Prozent verschlechtert. (red)