Dichtes Gedrängefür ein Erfolgsprodukt: Filmarchiv-Leiter Ernst Kieninger, Kurator Claus Philipp, Unternehmer Georg Hoanzl, STANDARD-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann, ÖFI-Direktor Roland Teichmann, Kulturministerin Claudia Schmied sowie der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (v. li.).

Foto: Standard/Heribert Corn

Neben dem ökonomischen Erfolg wurde im Wiener Metro-Kino auch ihre filmvermittelnde Bedeutung hevorgehoben.

Wien – Erfolgsgeschichten haben es an sich, dass sie mit der Zeit über die ursprünglichen Intentionen hinauswachsen. Ernst Kieninger, Leiter des Filmarchivs Austria und gemeinsam mit Stadtkino-Geschäftsführer Claus Philipp Co-Kurator der Standard-DVD-Edition Der österreichische Film, erinnerte sich am Dienstag bei der Präsentation der neuen Staffel von 25 Filmen daran, dass man anfangs vor allem Outlaws des Kinos eine Plattform bieten wollte: "Wir waren auf keine Kanonisierung aus, haben nicht daran gedacht, dass daraus ein Laufbildlexikon werden kann."

Von einem Kompendium des heimischen Films war bei der von Filmschaffenden wie Wolfgang Murnberger oder Houchang Allahyari besuchten Pressekonferenz im Wiener Metro gleich öfter die Rede. Die nunmehr auf 175 DVDs angewachsene Edition, die von Hoanzl herausgegeben wird und von der bereits über 900.000 Einheiten verkauft wurden, bietet mittlerweile das ganze Spektrum heimischer Produktionen an.

In der aktuellen Staffel finden sich etwa Blockbuster wie Der Knochenmann neben Michael Hanekes prämiertem Caché, aktuelles Genrekino steht neben Dokumentarfilmen, auch schwer greifbare Filme wie Karin Bergers Romni-Porträt Ceija Stojka, Ernst Josef Lauschers Kopfstand - mit einem jugendlichen Christoph Waltz – oder erotische Petitessen der Saturn-Film aus der Frühzeit des Kinos wurden ausgewählt.

Kulturministerin Claudia Schmied begründete ihre finanzielle Treue zur Edition so auch nicht allein mit dem wirtschaftlichen Erfolg, sondern mit deren vermittlerischer Funktion: Sie biete innovativen Filmschaffenden ein Forum, das die Reichweite ihrer Arbeiten noch weiter erhöhe. Ein Aspekt, der auch von Peter Zawrel, dem Leiter des Filmfonds Wien, aufgegriffen wurde: "Ich wünschte, die Edition würde noch stärker an österreichischen Schulen und Bibliotheken zum Einsatz kommen."

Film als Wirtschaftsfaktor

Filmpolitische Anliegen wurden bei der Pressekonferenz am Rande zum Thema: Kulturstadtrat Mailath-Pokorny führte den Publikumserfolg des heimischen Kinos auch auf die Struktur der österreichischen Filmförderung zurück. ÖFI-Direktor Roland Teichmann vermisste jedoch jenen Nachdruck, der zu weiteren Förderungen verhelfe: Er präsentierte Ergebnisse des aktuellen Filmwirtschaftsberichts, für den man erstmals mit der Statistik Austria zusammengearbeitet habe, die "Film als starken Wachstumsmarkt herausstreichen" . 8000 Beschäftigte im Filmbereich und ein Gesamtumsatz von 874 Millionen Euro im Jahr 2009 "sprechen für sich" .

Eine vertiefende Ergänzung zur STANDARD-Edition wurde schließlich noch mit der von dok.at verantworteten Dokumentarfilmbox Home Stories präsentiert, die 20 Filme enthält. Constantin Wulff, Obmann von dok.at, sprach in Anspielung an Hugo Portischs Sendung von einem "Österreich 3" : Die thematisch wie stilistisch durchaus unterschiedlichen Filme bieten insgesamt eine alternative Perspektive auf österreichische Zeitgeschichte. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD – Printausgabe, 22. September 2010)