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Marcel Schreter hat das Spielgerät beim 3:0 in Wien gegen die Austria fest im Blick.

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Standard: Können Sie sich an Ihr Debüt in Österreichs höchster Spielklasse erinnern?

Schreter: Ja, das war im Sommer 2004 nach unserem ersten Aufstieg mit Wacker. Wir haben in der dritten Runde 0:0 in Salzburg gespielt, noch gegen die alte Austria. Ich wurde in der zweiten Hälfte eingewechselt.

Standard: Damals hatte Wacker nach sechs Spielen neun Punkte, die Saison wurde mit 44 Zählern anständig an sechster Stelle abgeschlossen. Aktuell ist Wacker nach sechs Spielen bei einer Partie weniger als die meisten Konkurrenten mit 16 Punkten ungeschlagener Tabellenführer. Denkt man da schon über mehr nach als über einen sicheren Mittelfeldplatz am Ende?

Schreter: Es ist schon so, dass unser Saisonstart mit fünf Siegen und einem Unentschieden die Perspektiven etwas verschoben hat. Wir haben gesehen, dass wir niemanden zu fürchten brauchen, ja jeden schlagen können. Das sieht nicht nach Abstiegskampf aus, eher nach Mittelfeld, aber sicher nicht nach viel mehr. Wir müssen da realistisch bleiben. Man wird sich an uns gewöhnen.

Standard: Inwiefern?

Schreter: Die Gegner sind gewarnt, es wird jetzt automatisch anders gegen uns gespielt werden. Die Leute erwarten durch unseren Lauf mit jedem Spiel mehr, aber wir fahren jetzt zum Beispiel nicht zum Spiel nach Kapfenberg in der Gewissheit, dort zu gewinnen. Keiner soll glauben, dass das alles von selbst geht. Kapfenberg ist ja außerdem eine Mannschaft wir wir, eine kämpferische Truppe.

Standard: Wie groß ist im Endeffekt der Sprung von der zweiten in die erste Bundesliga?

Schreter: In der ersten Liga wird taktischer gespielt. Und es geht vielleicht auch alles ein bisschen schneller. Aber der Sprung war jetzt für mich persönlich nicht sehr groß. Einerseits weil ich schon in der ersten Liga gespielt habe, andererseits aber auch, weil sich die zweite Liga sehr gut entwickelt hat. Da wird auf einem Niveau gespielt, das auch im Vergleich zur ersten Liga beachtlich ist.

Standard: Wacker hat Rapid 4:0, die Austria 3:0 geschlagen und gegen Sturm remisiert. Von den Spitzenteams ist bisher nur Salzburg ausgekommen, das Westderby beim Meister wurde verschoben. Warum diese Erfolge gerade gegen die besten Mannschaften?

Schreter: Mit Rapid hat der Lauf begonnen. Sicher war das ein Schlüsselerlebnis, das Selbstvertrauen ist von Spiel zu Spiel gewachsen. Aber unser Vorteil ist, dass wir als Mannschaft im Wesentlichen jetzt zwei Jahre zusammen sind. Andere Teams haben vielleicht mehr neue Spieler zu integrieren und tun sich schwer damit. Da dauert es eben länger, bis es läuft. Bei uns haben sich alle Spieler, die neu dazugekommen sind, gleich sehr gut zurechtgefunden. Es wurde für jede Position einer geholt, die Ersatzbank ist stark und ganz wichtig für uns.

Standard: Eine Konstante ist der Trainer, Walter Kogler, der seit Sommer 2008 beim Verein ist. Was zeichnet ihn aus?

Schreter: Er redet nicht groß herum, ist ruhig und geht sehr individuell mit den Spielern um. Ich habe bei Wacker Innsbruck ja schon viele Trainer gehabt, angefangen bei Michael Streiter, der auch sehr okay war. Aber eben auch Leute wie Lars Söndergaard, an den ich eigentlich gar nicht mehr zurückdenken will. Kogler hat wie Streiter an die 500 Bundesligaspiele absolviert. Beide waren Nationalteamspieler. Solche Leute haben viel gesehen, haben einem daher auch etwas sagen. Denen hört man auch zu.

Standard: Sie selbst führen vor dieser Runde mit fünf Toren gemeinsam mit dem Austrianer Roland Linz und Ihrem Exteamkollegen Hannes Aigner die Schützenliste an. Wie viele Tore werden es dann erst nach 36 Runden sein?

Schreter: Wenn ich jetzt nur mehr wenige Tore schieße, und wir punkten regelmäßig, bin ich auch zufrieden. Zweistellig möchte ich in jedem Fall werden in dieser Saison. Wichtiger ist aber, dass wir noch so lange wie möglich auf der Euphoriewelle surfen können.

Standard: Sie haben zwar in Ihrem ersten Pflichtspiel für Wacker, 2002 im Cup gegen den FC Lustenau, ein Tor geschossen, waren aber lange nicht ein ausgesprochener Torjäger. Was hat sich verändert?

Schreter: Ich habe mich verändert, ich bin konstanter geworden, auch weil man Vertrauen in mich setzt. An der Einstellung hat es nie gefehlt, es war ja immer mein Traum, Profifußballer zu sein.

Standard: Einer, der gut genug für die Nationalmannschaft ist?

Schreter: Das wäre schön, das will ich unbedingt. Mein Ziel ist der Adler auf der Brust. Für das Länderspiel gegen die Schweiz war ich schon auf der Abrufliste. Das hat mich schon überrascht, schließlich waren da erst drei Runden in der neuen Saison gespielt. Ein Ansporn mehr.

Standard: Inwieweit ist das Geld da ein Ansporn? Wacker ist ja nicht gerade auf Rosen gebettet.

Schreter: Wenn es so weitergeht bei uns, dann wird es vielleicht auch einmal ein bisschen mehr geben. Ich will unseren Erfolg genießen, weil ich weiß, wie schnell es wieder bergab gehen kann.

Standard: Das Innsbrucker Publikum ist traditionell leicht entflammbar, im Falle des Misserfolges aber auch leicht beleidigt. Kann man sich damit trösten, dass, wie Roland Kirchler einmal gesagt hat, ja nur die Besten ausgepfiffen werden?

Schreter: Der Zuspruch ist sehr erfolgsabhängig, aber die Leute von der Nordtribüne sind immer da. Ich bin vergangene Saison kurz vor dem Aufstieg auch ausgepfiffen worden. Wir haben das dann ausgeredet. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 22.9. 2010)