Bagdad - Aus dem beim Einmarsch der US-Armee in Bagdad geplünderten irakischen Nationalmuseum sind rund 650 Kunstwerke wieder aufgetaucht, darunter ein 7.000 Jahre altes, fast unbeschädigtes Tongefäß. Wie die für die Suche nach den Kunstgegenständen verantwortliche Spezialeinheit des US-Zentralkommandos im Museum in Bagdad mitteilte, brachte ein Iraker am Dienstag rund 30 Antiquitäten zurück, darunter mehrere kleinere Keilschrift-Tafeln sowie die etwa 15 Zentimeter hohe Statue eines Königs.

Am Montag hatte das Zentralkommando bereits über die Rückgabe eines der ältesten erhaltenen Bronzereliefs eines Bullen berichtet. Auch wertvolle Manuskripte seien zurückgebracht worden. Ende vergangener Woche sollen irakische Hilfssoldaten der US-Armee zwei Schmuggler gestoppt haben, die in einer Kiste aus dem Museum 465 geraubte Kunstgegenstände aus dem Museum transportierten, darunter viele zylinderförmige Siegel. "Hinterhältige Hand"

Unklarheit herrscht nach wie vor über die Anzahl und den Wert der bei der Plünderung verschwundenen Antiquitäten und den Verbleib der Ausstellungsstücke, die von der Museumsverwaltung angeblich vor Kriegsbeginn aus Sicherheitsgründen in einen Tunnel unter der irakischen Zentralbank gebracht worden waren. Fest stehe bis jetzt nur, dass bei dem Kunstraub eine "hinterhältige Hand" mit im Spiel gewesen sei, "jemand, der genau um den Wert der einzelnen Objekte gekannt hat". Internationaler Auftrag für Plünderung? Der britische Archäologe Peter Stone hält es für möglich, dass die Museen im Irak unter anderem auch "im Auftrag internationaler Kunstsammler" geplündert wurden. Der Wissenschafter sagte der britischen Press Association, er habe zwar keine Beweise für seine Behauptung, dass Objekte für den "illegalen Handel" gestohlen worden. "Aber es würde mich nicht überraschen, wenn internationale Kunsthändler ihre Hand im Spiel hätten."

Stone hatte das britische Militär beim Schutz der irakischen Kunstschätze im Irakkrieg beraten. Er ist einer der Hauptteilnehmer einer Expertenkonferenz, die am Dienstag im Britischen Museum in London Hilfspläne für irakische Museen vorstellen will.

Er befürchte, dass wertvolle Kunstwerke aus den Museen für private Sammlungen gestohlen wurden, sagte Stone. In diesem Zusammenhang gebe es "erste Hinweise", dass in einigen der geplünderten Schaukästen Nachbildungen von Kunstobjekten hinterlassen wurden, fügte er hinzu. (APA)