Angst vor weiteren tödlichen Anschlägen: Drei Tage nach der Ermordung eines ihrer Mitarbeiter hat die Zeitung "El Diario" in der mexikanischen Stadt Ciudad Juárez ihre Berichterstattung über die organisierte Kriminalität vorübergehend eingestellt. In einem Leitartikel forderte sie am Sonntag die kriminellen Organisationen auf mitzuteilen, warum sie die Reporter töteten und was sie von der Zeitung wollten.

Bis dahin werde das Blatt in der Berichterstattung über die organisierte Kriminalität eine Pause einlegen, wie die überregionalen Medien am Montag berichteten. In der vergangenen Woche hatten Unbekannte einen Anschlag auf zwei Reporter verübt und dabei einen von ihnen erschossen. Es war der zweite Mord an einem Journalisten des Blattes innerhalb von zwei Jahren.

"Was wollen Sie von uns?"

In dem Artikel unter dem Titel "Was wollen Sie von uns?" wandte sich die Zeitung an die Kartelle, die seit geraumer Zeit einen blutigen Krieg um die Führung in der Stadt an der Grenze zum US- Bundesstaat Texas führen. "Als Mitarbeiter eines Mediums der Information wollen wir, dass Sie uns erklären, was Sie von uns wollen und was wir Ihrer Meinung nach veröffentlichen sollen, damit wir wissen, wonach wir uns richten sollen", heißt es in dem Leitartikel weiter. Die Kartelle seien derzeit die wahren Machthaber in der Stadt, da die legalen Behörden nicht in der Lage seien, die Morde an den Mitarbeitern zu verhindern.

Mexiko gehört seit einigen Jahren zu den für Journalisten gefährlichsten Ländern der Welt. In diesem Jahr sind nach Angaben des Internationalen Presse-Institutes elf Reporter getötet worden. Vor allem im Norden des Landes entlang der Grenze zu den USA sind die Medien häufig Ziel von Attacken der organisierten Kriminalität. (APA)