Wikipedia gehört zu den bekanntesten Marken im Internet und ist das größte Online-Lexikon der Welt. Wer aber genug hat vom Lesen der Artikel auf Computerbildschirmen, kann seit einiger Zeit Bücher mit Wikipedia-Inhalten bestellen. Neben einem offiziellen Verlagspartner des Lexikons versuchen auch andere Firmen, die frei zugänglichen Inhalte auf Papier zu bringen und somit zu Geld zu machen. Der Medienwissenschafter Stefan Weber, in den vergangenen Jahren als "Plagiatsjäger" bekanntgeworden, prangerte in seinem Blog nun den Verkauf dieser "Copy&Paste"-Werke beim Online-Kaufhaus Amazon an.

Offizieller Partner der Wikimedia Foundation, dem Betreiber des Lexikons, ist der in Mainz ansässige Verlag Pediapress, der seit 2007 Bücher mit den Artikeln der Webseite herstellt. Zu Beginn nur als Feature für die deutschsprachige Version zugänglich, gibt es den Menüpunkt "Buch erstellen" seit Mai diesen Jahres auch bei englischsprachigen Seiten des Lexikons. Hinsichtlich der Kunden erklärte Eva-Maria Biedenbach von Pediapress der APA, dass die Bücher "hauptsächlich von Privatpersonen bestellt werden".

Verwendung

Teilweise könne man aber auch auf eine Verwendung für Lehrzwecke schließen, etwa wenn mehrere Exemplare eines Buches geordert werden, wie Biedenbach ergänzte. Pro verkauftem Exemplar erhält die Wikimedia Foundation zehn Prozent des Verkaufserlöses als Spende. Die Bücher kommen im A5-Format daher und kosten ab 8,90 Euro für 100 Seiten, jede weiteren 100 Seiten kann man für drei Euro Aufpreis ergänzen. Verkauft wurden von Mai bis Juli diesen Jahres 1.671 Bücher an 981 Kunden in 46 Ländern, wie im Wikimedia Foundation Report nachzulesen ist. 38 Prozent der Bücher gingen an Käufer in Deutschland. Zusätzlich wurden mit dem Feature 85.000 PDF-Files pro Tag erstellt.

Aber nicht nur der offizielle Partner, auch der Book-on-Demand-Hersteller Books LLC versucht, mit den von Nutzern generierten Inhalten Geld zu machen. Über Amazon können somit Bücher in Einheitsgestaltung für unterschiedlichste Themenbereiche gefunden werden, als Verlag prangt auf deutschen Exemplaren "Bucher Gruppe" am Deckblatt. Kurt Kulac, Kontaktperson von Wikipedia Österreich, erklärte auf Nachfrage der APA, dass an einem derartigen Vorgehen prinzipiell nichts Unrechtes zu finden sei: "Wikipedia arbeitet mit der Creative Commons Lizenz. Wenn die Autoren der Artikel in den Büchern korrekt zitiert werden, kann man die Texte natürlich verwenden."

Argumente

Genau mit diesem Argument rechtfertigen die Betreiber von Books LLC ihre Veröffentlichungen. Bezahlen müssen die Kunden nur für das "Zusammenstellen, Editieren, Drucken und Versenden der Bücher - nicht für den Inhalt", wie Andrew Williams der APA erläuterte. Am Ende jeden Kapitels werden zusätzlich die Links zu den einzelnen Online-Artikeln gesetzt, um den Leser auf allfällige Änderungen an den Texten hinzuweisen. Kunden seien hauptsächlich Bibliotheken und Leser, die Taschenbücher dem Computerbildschirm vorziehen, so Williams.

Wieso diese "Copy&Paste"-Veröffentlichungen bei Amazon neben professionell lektorierten und veröffentlichten Werken zu finden sind, lässt sich auch schnell beantworten. Unter dem Namen "Amazon Advantage" findet sich ein Hilfsmittel für Unternehmen aber auch Einzelpersonen, um ihre Produkte auf den Webseiten des Kaufhauses anzubieten. Amazon nimmt dabei von jedem Artikel mindestens ein Exemplar auf Lager und fordert bei entsprechender Nachfrage weitere an. Für die Teilnahme am Programm ist eine Jahresgebühr von 49,90 Euro zu zahlen, der Kaufpreis der Bücher liegt zwischen zwölf und 25 Euro. (APA)