Die "Krone" hat eine neue Abteilung, deren Betätigungsfeld man mit Politik & Promotion umschreiben könnte, parallel zur Anzeigenabteilung. Friedrich Dungl, dessen Geschäftsführerjob gerade mit den "Bezirksjournalen" endete, hat dort eine neue Aufgabe, hört man.

Womöglich kann man die Auswirkungen schon an der jüngsten "Krone bunt" ablesen: Cover ("Eine Stadt zum Verlieben" plus 32 Seiten Beilage "Bekenntnisse für Wien" von zwölf Managern wie Rewe-Vorstandschef Frank Hensel, Telekomboss Hannes Ametsreiter, Flughafenvorstand Herbert Kaufmann und Porr-Vorstandschef Karl-Heinz Strauss. Vienna Insurance Group und Wiener Städtische sind mit Günter Geyer und Robert Lasshofer gleich doppelt vertreten. Geyers Finanzkonzern war auch schon im Gespräch, zusammen mit der Ersten des ebenfalls bekenntnismäßig vertretenen Andreas Treichl den Einstieg von Raiffeisen bei der "Krone" mit Krediten für Familie Dichand und/oder SP-Vertrauensleute zu verhindern. Auch im Sinne von Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Aber zurück in die bunte Beilage der Sonntagskrone.

Wie haben Sie das gemacht, Herr Bürgermeister?

Die beschließt ein dreiseitiges "Interview" mit dem wahlkämpfenden Wiener Stadtpatron. Nadia Weiss zeichnete das Gespräch, ihr sind also Fragen zuzurechnen wie "Was kann ein Bürgermeister konkret beitragen, damit in einer Großstadt wie Wien Lebensqualität erhalten bleibt oder sich im besten Fall sogar steigert?", "Womit kann Wien als Wirtschaftsstandort gegenüber anderen Städten punkten?" oder "Welche großen Projekte stehen für die Stadt nach der Wahl an?"

Nicht nur die schönen Häupl-Bilder nähren den Verdacht, dass es sich bei dem 32-Seiter nicht um eine rein redaktionell getriebene Beilage handelt. Nur: Haben Sie irgendwo den Hinweis entdeckt, dass es sich um bezahlte Promotion, Anzeigen, oder ähnliches handelt? Wir suchen noch. Oder fehlt womöglich nicht der Hinweis auf Bezahlung, sondern die Bezahlung, und das ist eine rein redaktionelle Beilage? Dafür ähnelt sie schon sehr den Jahresend-Nummern von "Format" und regelmäßigen Beilagen etwa von "Österreich". 

Rat oder Ethikrat?

Der PR-Ethikrat will sich seit seinem Start Ende 2008 besonders Schleichwerbung annehmen, bisher werden relativ wenige Fälle gemeldet. Vielleicht wäre das eine Gelegenheit? Wenn ihm nicht ein anderer Rat zuvorkommt: "Österreich" beziehungsweise "Krone" und "Heute" achten bisher recht genau darauf, dass der jeweils andere allfällig bezahlte Seiten auch ordnungsgemäß kennzeichnet. Die wenden sich gemeinhin eher an Gerichte als an den Ethikrat. Vielleicht klingt ihnen Ethikrat nach zu heiklem Terrain. (fid)