In Nigeria leitete Samson Ogiamien eine Bildhauerwerkstatt.

Foto: Kulturservice Steiermark

Samson Ogiamien ist ein höflicher Mensch. Vielleicht sogar zu höflich. Denn wenn er nicht aufgestanden wäre, um nach draußen zu gehen und ein Telefonat zu führen, hätte er sich Einiges erspart.

Aber der Reihe nach: Samson Ogiamien ist Bildhauer. Er kommt aus Nigeria, lebt und arbeitet jedoch schon seit sechs Jahren in Graz. Mit seinen Werken erregte er bisher einiges an Aufmerksamkeit. Unter anderem arbeitet der Künstler beim Projekt "Antidepressiva für Oberwart" mit, das im Oberwarter Stadtpark stattfindet. Deshalb übernachtet er momentan im Hotel "Zur Pinka". Abends sei man gemütlich beisammen gesessen, und Samson Ogiamien habe telefonieren müssen. Der Nigerianer stand also auf und telefonierte vor dem Hotel am zugehörigen Parkplatz. "Da habe ich gesehen, wie ein Polizeiauto bei mir vorbeigefahren ist. Es war schon 100 Meter an mir vorbei, als es umgedreht hat und zu mir zurückgefahren ist", sagte Ogiamien zu derStandard.at. "Was tust du hier?" hätten die Polizisten ihn gefragt, unhöflich und in der Du-Form - obwohl sie ihn, den Schwarzen, gar nicht gekannt haben. "Ich habe geantwortet, dass ich ein Künstler sei und für die Ausstellung arbeite. Sie haben dann gesagt, dass ich mich ausweisen muss. Worauf ich ihnen meinen österreichischen Führerschein - ich lebe seit sechs Jahren in Österreich - und eine Kopie meines nigerianischen Reisepasses gegeben habe."

"Ich habe Angst gehabt"

Die Polizisten hätten ihn aufgefordert, mit ihnen zur Dienststelle mitzukommen. "Ich habe Angst gehabt. Die Polizisten waren nicht freundlich zu mir. Ich weiß ja, was schon alles passiert ist", sagt er und spielt damit auf Fälle wie die Causa Brennan an. Am Amt wäre zwar nach einer Viertelstunde alles erledigt gewesen, ein schaler Beigeschmack bleibt trotzdem.

Ernst Fischer, der Eigentümer des Hotels "Zur Pinka", kann nicht verstehen - auch wenn er es gerne würde -, warum Ogiamien überprüft worden ist. "Er hat sich ausgewiesen, mit Meldezettel und Führerschein. Jede Polizeistreife hat ja einen Computer im Auto, mit dem man Führerscheindaten genau überprüfen kann. Die Mitnahme auf die Polizeistelle wäre gar nicht nötig gewesen. Bei einem Weißen wären Sie vorbeigefahren. Daraufhin habe ich die Polizisten gleich direkt gefragt, ob es wegen der schwarzen Hautfarbe ist." Der Beamte sprang aus seinem Auto und hätte nur gemeint, dass Fischer mit seinem Anwalt sprechen soll.

Polizei: "Routineüberprüfung"

Aus dem Bezirkspolizeikommando Oberwart war zu dem Vorfall zu erfahren, dass es sich um eine Routineüberprüfung gehandelt habe, man habe Ogiamien ersucht, mitzukommen. Die Identitätsüberprüfung hätte in der Dienststelle einfacher und angenehmer stattfinden können als im Streifenwagen.

Am Freitagabend meldeten sich auch die Grünen zu dem Vorfall zu Wort. Landtagsabgeordneter Michel Reimon: "Das ist so ein kleiner, unspektakulärer Fall von Alltagsrassismus, wie er in den Großstädten auf der Tagesordnung steht. Es ist ja nichts passiert und auf die Polizeiwache wird man ja noch jemanden mitnehmen dürfen. Dass das im Burgenland auch schon um sich greift, ist beschämend." (Florian Gossy, derStandard.at, 18.09.2010)