Wien - Die Wiener Rathausparteien haben am Mittwochabend offensiv um die Stimmen von Schwulen und Lesben für die Wahl am 10. Oktober gekämpft. Alle vier Gruppierungen waren der Einladung der schwulen Managervereinigung Agpro und des Magazins "Name it" zur Diskussion in ein City-Hotel gefolgt - und umgarnten dort mit unterschiedlichen Argumenten homosexuelle Wähler. "Wir sind die einzige Partei, die 17 Jahre von einem Schwulen geleitet wurde", warb etwa FPÖ-Gemeinderat Gerald Ebinger, ohne Jörg Haider namentlich zu erwähnen.

FPÖ-Gemeinderat: "Ich habe keine Berührungsängste"

Ein eigenes Paket könne er Homosexuellen allerdings nicht anbieten: "Wir haben jetzt natürlich kein spezielles Programm - wir machen ein Programm für ganz Österreich." Es sei klar, dass die FPÖ dabei gewisse Standpunkte vertrete, wenn man gegen die Öffnung der Ehe oder die Adoptionsmöglichkeit für Homosexuelle sei. In Steuer- oder Mietrechtsfragen sollten homosexuelle Paare jedoch gleichgestellt sein. Leider sei diese liberale Sicht in der breiten Bevölkerung noch nicht angekommen: "Man müsste Akzeptanz schaffen." Das gelte natürlich auch für die FPÖ: "Ich bin heterosexuell, ich bin nicht homophob, ich habe keine Berührungsängste - aber es gibt in meiner Partei auch andere." Hier seien immer wieder "entbehrliche Äußerungen" zu hören.

Marek: "Ära Schüssel vorbei"

Von Kämpfen mit der eigenen Partei wusste auch ÖVP-Spitzenkandidatin Christine Marek zu berichten. Natürlich sei auch in der ÖVP noch nicht alles perfekt, wenn es um Vorurteile gehe: "Ich selbst habe das bisweilen schmerzhaft erlebt in der eigenen Partei." Es sei deshalb wichtig gewesen, dass die Volkspartei den Prozess hin zur Eingetragenen Partnerschaft durchlaufen habe: "Die Ära Schüssel ist in diesem Sinn absolut vorbei." Die Tatsache, dass sie als einzige Spitzenkandidatin zur Diskussion erschienen sei, spreche ja für sich. Ihr gehe es auf Wiener Ebene darum, in den Köpfen etwas zu verändern. So sei beispielsweise der "Queere Kleinprojektetopf" mit 20.000 Euro zu gering dotiert, und die Familienberatung müsse ausgebaut werden.

Marco Schreuder, Gemeinderat der Grünen, wartete bei der Diskussion mit einem Vorschlag für die SPÖ auf: "Bürgermeister Häupl könnte auch mal die Regenbogenparade anführen." SPÖ-Gemeinderat Stürzenbecher betonte hingegen das Erreichte und meinte, dass die SPÖ die Ehe vollständig für Schwule und Lesben öffnen würde, wenn man nicht an die ÖVP gebunden wäre.

BZÖ reagiert erbost

Tags darauf folgte die Empörung: "Die FPÖ verabschiedet sich von Jörg Haider und spuckt ihm ins Grab nach" , beschied BZÖ-Chef Gerald Grosz in einer Aussendung - ohne dabei das Wort "schwul" zu erwähnen. Mit einer "dummen Äußerungen eines noch dümmeren Gemeinderates habe die FPÖ ihre eigene Charakterlosigkeit offenbart" , legte Grosz nach und versprach: "Das BZÖ setzt den Weg Jörg Haiders unbeirrt fort."  (APA/red)