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Der Papst lässt sich bei der Fahrt durch Glasgow ein Kind reichen.

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Der Papst bei der Queen.

 

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Mit einer Warnung vor "aggressiven Formen des Säkularismus" hat Papst Benedikt XVI. gestern seinen Staatsbesuch in Großbritannien begonnen. Queen Elizabeth II, der anglikanische Erzbischof von Canterbury sowie Schottlands Ministerpräsident Alex Salmond begrüßten das Oberhaupt der katholischen Kirche. Mehr als hunderttausend Gläubige säumten die Straßen von Edinburgh und Glasgow. Dort zelebrierte der Papst am Nachmittag eine Messe und lobte den Beitrag der christlichen Kirchen zum Bildungssystem der Insel.

Nur wenige hundert Demonstranten protestierten zumeist schweigend gegen den Besuch des 83-Jährigen. Zu ihnen zählten protestantische Fundamentalisten, katholische Missbrauchsopfer, Schwule und Lesben sowie eine Atheisten-Gruppe.

Ausdrücklich lobte der Papst Großbritannien für dessen Rolle im Zweiten Weltkrieg und den "Widerstand gegen die Nazis, die Gott auszulöschen versuchten". Heute strebe das Vereinigte Königreich eine "moderne und multikulturelle Gesellschaft" an, sagte der Papst weiter. "Möge es stets den Respekt bewahren für jene traditionellen Werte, die von aggressiven Formen des Säkularismus nicht mehr toleriert werden."

Der erste offizielle Besuch eines Papstes seit der Kirchenspaltung unter Heinrich VIII. 1534 kam auf Einladung der früheren Labour-Regierung zustande. Im Vorfeld des Besuchs hatte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, der in letzter Minute seine Teilnahme absagte, für Aufregung gesorgt. Der 77-Jährige kritisierte den "aggressiven Neu-Atheismus" auf der Insel, wo er sich manchmal wie in einem "Land der Dritten Welt" fühle.

Zuvor räumte der Papst ein, die Kirche sei in der Frage pädophiler Priester nicht wachsam genug gewesen und habe auch nicht schnell und entschlossen genug die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Die Enthüllungen "waren für mich ein Schock und Ursache großer Traurigkeit", erklärte Benedikt, weil es "schwierig ist zu verstehen, wie eine solche Pervertierung des Priesteramtes möglich ist". (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2010)